Justiz: Prozess: Straftat zu Mordfall vorgetäuscht?

Vor mehr als drei Jahrzehnten stirbt ein Jugendlicher aus Unterfranken gewaltsam in einem Wald. Der oder die Täter sind nach wie vor unbekannt. Ein Mann will die Tat beobachtet haben – doch die Ermittler glauben ihm nicht.

Nach dem gewaltsamen Tod eines Jugendlichen in Unterfranken vor fast 34 Jahren ist ein Mann wegen Vortäuschens einer Straftat angeklagt. Zum Prozess am Freitag erschien der 57-Jährige jedoch nicht. Schon im Vorfeld hatte der Angeklagte versucht, mit einem Attest als reiseunfähig zu gelten, wie eine Gerichtssprecherin sagte. Weitere geforderte Dokument reichte er demnach aber nicht ein, sondern kam unentschuldigt nicht zur Verhandlung. Sie wurde daher direkt wieder abgebrochen.

Die Staatsanwaltschaft Aschaffenburg wirft dem Mann vor, die Polizei bei den Ermittlungen zum Mord an dem 16-jährigen Bäckerlehrling Klaus Berninger aus Wörth am Main an der bayerisch-hessischen Landesgrenze an der Nase herumgeführt und so umfangreiche Ermittlungen ausgelöst zu haben. Er soll im vergangenen Jahr behauptet haben, das Verbrechen seinerzeit beobachtet zu haben. Zeitweise wurde gegen den Angeklagten sogar wegen Mordverdachts ermittelt; die Polizei geht inzwischen aber davon aus, dass der Mann nicht an der Tat beteiligt war.

Der Fall Klaus Berninger ist ein sogenannter Cold Case, also ein ungeklärter Altfall. Solche Fälle rollen Ermittlerinnen und Ermittler alle paar Jahre wieder auf – so geschehen im Jahr 2022. Es gab unter anderem eine großangelegte Befragung von Anwohnerinnen und Anwohnern. Im Juni 2023 bat die Polizei über die ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY… Ungelöst“ eine breite Öffentlichkeit um Hinweise. Im Anschluss daran soll sich der Angeklagte mit unterdrückter Rufnummer bei der Polizei gemeldet haben.