Todesfall: Ehemaliger Landtagspräsident Rainer Prachtl gestorben

Sein Motto war: „Menschlichkeit ist machbar!“ Neben seiner Funktion als Landtagspräsident engagierte sich Rainer Prachtl in dem 1991 gegründeten Dreikönigsverein – bis zuletzt als Vorsitzender.

Der ehemalige Landtagspräsident von Mecklenburg-Vorpommern, Rainer Prachtl (CDU), ist tot. Der Vorsitzende des Neubrandenburger Dreikönigsvereins sei in der Nacht zum Sonnabend „völlig unerwartet“ im Alter von 74 Jahren gestorben, teilte der Verein mit. „Mit Rainer Prachtl verliert der Verein seinen Gründungsvater – eine Führungsfigur und Spiritus Rector. Sein Tod reißt eine große Lücke nicht nur in den Verein, sondern auch in die Stadtgesellschaft Neubrandenburgs und darüber hinaus“, heißt es in der Mitteilung.

Erster Landtagspräsident nach der Wiedervereinigung

Der CDU-Politiker war von 1990 bis 1998 erster Landtagspräsident nach der Wiedervereinigung und gestaltete maßgeblich die Landesverfassung von Mecklenburg-Vorpommern mit. Bis 2006 war er Mitglied des Landtages. Dank seiner vielfältigen Verbindungen zu Persönlichkeiten der Politik, der Kirche und der Geisteswissenschaften sei es ihm immer wieder gelungen, zum 6. Januar berühmte Gäste nach Neubrandenburg einzuladen, unter anderem Michail Gorbatschow, Hans-Dietrich Genscher, Angela Merkel und Lothar de Maizière.

„Mit tiefer Trauer nehmen wir Abschied von Rainer Prachtl, einem herausragenden Staatsmann, leidenschaftlichen Parlamentarier und aufrichtigen Demokraten“, sagte der Vorsitzende der CDU-Fraktion, Daniel Peters. Rainer Prachtl sei ein Mann der ersten Stunde der friedlichen Revolution im Osten Deutschlands gewesen. Mit Mut und Überzeugungskraft habe er in den entscheidenden Momenten der sogenannten Wendezeit daran mitgewirkt, das Fundament für die Demokratie in Mecklenburg-Vorpommern zu legen. 

Prachtl wurde am 15. Januar 1950 in der Viertorestadt geboren. Geprägt von seinem katholischen Elternhaus war er schon mit zehn Jahren Lektor beim Gottesdienst, später Messdiener. Weil ihm als Gläubigem der direkte Weg zum Studium über das Abitur in der DDR verwehrt blieb, absolvierte er eine Lehre als Koch und holte das Abitur auf der Abendschule nach. Später machte er seinen Abschluss als Diplomökonom in Leipzig. Zusammen mit anderen christlich und humanistisch geprägten Menschen gründete er 1991 den Dreikönigsverein und führte den Verein von Anfang an bis zuletzt als Vorsitzender. 

Sein Motto: „Menschlichkeit ist machbar!“

„Von ihm gingen die entscheidenden Ideen aus, die die größtenteils ehrenamtliche Arbeit des Vereins bis heute prägen“, hieß es. Die jährlichen Benefizveranstaltungen zum Dreikönigstag am 6. Januar, die Organisation von Israelreisen für Jugendliche aus Mecklenburg-Vorpommern, die Verleihung des Siemerling-Sozialpreises sowie die ambulante und stationäre Hospizarbeit in der Trägerschaft des Vereins.

„Bei allen auf diesem langen Weg zu bewältigenden Schwierigkeiten war der Menschenfreund Rainer Prachtl immer davon überzeugt: „Menschlichkeit ist machbar!““, sagte Manfred Dachner, der stellvertretende Vorsitzende des Dreikönigsvereins.