Die erfolgreiche Schlagersängerin Kerstin Ott hatte keine einfache Kindheit und Jugend. Aber sie hat sich durchgebissen und es bis an die Spitze geschafft. Auch dank ihrer langjährigen Partnerin.
Rund 1,5 Millionen verkaufte Tonträger und alle bisherigen Alben in den Top fünf der deutschen Charts – manch einem würde dieser Erfolg zu Kopf steigen. Doch Kerstin Ott, eine der erfolgreichsten deutschen Schlagersängerinnen, ist trotz ihrer steilen Karriere auf dem Teppich geblieben. Vor allem dank ihrer Frau Karolina. Und ihr hat Ott dann auch den Titelsong ihres neuen Albums gewidmet, das in dieser Woche erscheint. „Für immer für dich“ ist ihr fünftes Studioalbum.
Darin heißt es: „Für dich ist mir kein Weg zu weit, ich will nur, dass du weißt: Es war immer für dich. Wir haben so viel zusammen erlebt, so viel geschafft zu zweit. Für immer für dich.“ Sie seien seit 13 Jahren zusammen, sagte Ott der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg. Vor acht Jahren startete ihre professionelle Musikkarriere. „Wir haben Höhen und Tiefen miteinander gemeistert. Gerade, als ich immer mehr in die Öffentlichkeit gerückt bin, mussten wir das als Paar erst mal verdauen.“ Doch gemeinsam hielten sie dem Druck stand, fanden ihren Weg und sind glücklich miteinander, wissen, was sie aneinander haben.
Kinder, Hund, Katzen, Ehefrau – Familie ist für Kerstin Ott sehr wichtig
Die beiden haben zwei Kinder, die mittlerweile 15 und 20 Jahre alt sind, sowie einen Hund und drei Katzen. Ihre Familie ist für Kerstin Ott extrem wichtig. „Gerade, wenn man wie ich super viel unterwegs ist, braucht man eine feste Basis“, sagt die 42-Jährige, die in Heide in Schleswig-Holstein lebt. „Wir halten alle zusammen und sind gemeinsam gut und stark.“
Auf ihrem neuen Album schlägt sie auch nachdenkliche Töne an. „Das letzte Hemd hat keine Taschen“ und „Und ich lieg wach“ sind Beispiele dafür. Kerstin Ott thematisiert darin, wie die Gesellschaft mit ihren schwächsten Mitgliedern umgeht. Oder eben, wie wir Menschen mit uns selbst umgehen.
Es sind Themen und Fragen, die alle Menschen beschäftigen und betreffen. Aber weil das Leben eben nicht nur nachdenklich ist, sondern auch viel Spaß bereithält, gibt es natürlich auch wieder einen richtigen Partysong auf dem Album: „An diesen Tagen“, das sie mit Ben Zucker zusammen singt, feiert Ott die gemeinsamen Momente, die alle Sorgen in den Hintergrund treten lassen.
Inspiration für ihre Lieder findet die Sängerin im Alltäglichen, in Gesprächen mit anderen Menschen. Sie sagt: „Wenn ich mich unterhalte, merke ich oft, dass die Leute mit den gleichen Problemen zu kämpfen haben. Und schon ist eine Songidee entstanden.“
„Mir liegt das Ruhige, Balladige mehr“
Obwohl sie oft besonders für ihre tanzbaren Mitsing-Partynummer geliebt wird – allen voran „Die immer lacht“ – mag sie eher die leisen, nachdenklichen Töne: „Ich finde, mir liegt das Ruhige, Balladige mehr.“
Ott wuchs im Kinderheim und in Pflegefamilien auf. Drei Begriffe, die sie charakterisieren, sind laut der Sängerin denn auch „witzig, willensstark, mutig“. Das läge in ihrer Natur. Denn obwohl oder vielleicht auch gerade weil Kerstin Ott keine einfache Kindheit und Jugend hatte, hat sie gelernt, für sich einzustehen, sich durchzubeißen.
Selbst ihren eigenwilligen Musikgeschmack in der Kindheit musste sie verteidigen. „Ich erinnere mich an eine Situation im Schulbus“, erzählt Kerstin Ott. „Ich habe Juliane Werding mit „Am Tag, als Conny Kramer starb“ auf meinem Walkman gehört, aber die anderen Kinder haben das mitbekommen und mich verspottet. Ich musste mich wehren und habe sogar eine kleine Prügelei unter uns Drittklässlern angefangen.“
Ott erteilte sich selbst Hausverbot in Spielhallen
Willensstärke zeigte sie auch Jahre später, als sie sich selbst aus ihrer Spielsucht befreite, indem sie Flyer mit ihrem Foto in den Spielhallen verteilte. Darauf stand: „Mein Name ist Kerstin Ott, hiermit erteile ich mir selbst Hausverbot in dieser Spielhalle.“ Die eher ungewöhnliche Methode funktionierte. Doch ein anderes Laster, das Rauchen, blieb. Bis 2023. Sie beschloss, auch aus dieser Sucht herauszukommen. „Ich habe seit 30 Jahren geraucht; es war schwierig, das aufzugeben“, gibt sie zu. „Ich hatte sehr zu kämpfen, habe Nikotinkaugummis gekaut. Denn gerade in stressigen Situationen war es eine Gewohnheit von mir, zu rauchen.“
Gleichzeitig mit ihrem Rauch-Ausstieg fing sie an, sich vegan zu ernähren – obwohl sie eigentlich total gern Käse aß. Aber: „Wenn man aus den Gründen vegan wird, warum ich es bin, nämlich, weil mir die Tiere am Herzen liegen, fällt es einem nicht schwer, zu verzichten. Seit ich informiert bin, wie die Tiere auch bei Biohaltung gehalten werden, kann ich gar nicht mehr zurück zu einer nicht-veganen Ernährung.“
Dass sie trotz ihrer Bekanntheit und ihres Erfolgs – mehrere Gold- und Platinauszeichnungen für alle ihre Alben – bodenständig geblieben ist, liege auch in ihrer Natur. „Ich weiß, wie es ist, kein Geld zu haben. Da hau‘ ich auch jetzt nicht 300 Euro für eine Flasche Champagner raus“, sagte Kerstin Ott. Ihre Gold- und Platinauszeichnungen lägen auch „schön geordnet auf dem Dachboden“, gibt sie lachend zu, ergänzt dann aber sofort: „Nee, ein paar habe ich schon aufgehängt.“
Neue Tour startet bald und endet im Dezember in Hamburg
Und so wird sie vor allem wegen ihrer Authentizität von ihren Fans geliebt. Starallüren liegen ihr nicht. Kerstin Ott ist die Nahbare, die zwar nicht immer lacht, aber die konsequent ihren Weg geht. Ende Oktober geht sie auf Tournee in Deutschland, Österreich und der Schweiz. 26 Städte besucht die Sängerin unter dem Motto „Für immer für euch“ und feiert ihren Tourabschluss am 13. Dezember in Hamburg.