Zugausfälle und Verspätungen auf der Bahnstrecke zwischen Hamburg und Sylt machen Pendlern und Touristen täglich zu schaffen. Vertreter aller Parteien im Landtag fordern einstimmig den raschen Ausbau.
Die Diskussion um die Marschbahn zwischen Hamburg und Sylt ist ein Dauerbrenner: Seit 30 Jahren steht die Forderung im Raum, die Strecke auszubauen. Aus aktuellem Anlass hat der schleswig-holsteinische Landtag am Freitag ein einstimmiges Signal in Richtung Bundesregierung und Deutsche Bahn gesendet und den zügigen Ausbau des eingleisigen Abschnitts zwischen Niebüll und Sylt gefordert.
Zuletzt waren Zweifel aufgekommen, ob die Deutsche Bahn das Projekt Marschbahn wirklich schnell vorantreibt oder doch verschleppt. Der Landtag diskutierte deshalb einen Antrag, den alle Fraktionen gemeinsam eingebracht hatten. „Schleswig-Holstein steht geschlossen zum Ausbau der Marschbahn. Das sollte das Signal der heutigen Debatte sein“, sagte der CDU-Abgeordnete Lukas Kilian gleich zu Beginn.
Dramatische Situation für Pendler und Touristen
„Die Strecke vor Sylt ist so überlastet, dass die verschiedenen Züge sich um die Trassen streiten“, erklärte Nelly Waldeck von den Grünen. Die eingleisige Strecke sei die einzige Verbindung von Sylt zum Festland und nehme jedes Jahr neben Pendlern auch Millionen von Touristinnen und Touristen auf. „Der Ausbau dieser Strecke müsse jetzt schnell kommen“, sagte sie – darin waren sich alle einig.
Der SPD-Abgeordnete Niclas Dürbrook erinnerte an die dramatische Situation für die 5.000 Pendler. „Die Strecke ist extrem anfällig, kleine Probleme führen zu großen Ausfällen. Verspätungen und überfüllte Züge sind an der Tagesordnung, Pendler vollkommen zu Recht genervt und frustriert.“ Leider konkurriere dieses dringend notwendige Projekt mit dem Ausbau der Hochleistungskorridore in Deutschland und den Generalsanierungen.
Buchholz: Auf die Dauer hilft nur Power
Nach Ansicht des früheren Verkehrsministers Bernd Buchholz (FDP) ist es wichtig, immer wieder in Berlin vorstellig zu werden. „Ich glaube, dass wir hier alle Druck machen müssen, damit all diese Dinge bei der DB AG schneller gehen.“ Es gelte auch hier der alte Satz der Außerparlamentarischen Opposition (APO): „Auf die Dauer hilft nur Power.“
Auch die Menschen, die die Züge bedienen, stünden täglich unter Druck, bemerkte Sybilla Nitsch vom SSW. Sie halte die Finanzierung des Ausbaus für nicht gesichert. Die Finanzierungsvereinbarungen würden mit dem neuen Bundestag nach der Wahl im kommenden Jahr gemacht. Der Auftritt von Bundes-Staatssekretär Gero Hocker bei einem Marschbahngipfel am Dienstag in Niebüll konnte die Skepsis gegenüber der Deutschen Bahn bei vielen Beteiligten nicht ausräumen.
Madsen: Pläne dürfen nicht in Schubladen verschimmeln
Auch er sei in Niebüll gewesen, sagte Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen. Bundesverkehrsminister Wissing habe mitteilen lassen, dass wegen Kürzungen im Bundesetat der Fokus auf den Hochleistungsstrecken in Deutschland liege, die Pläne für die Marschbahn aber weiter verfolgt würden. „Aber Pläne, die in Schubladen vor sich hin schimmeln, bringen niemanden etwas, am wenigsten den Tausenden von Pendlern“, so Madsen.
Er nannte den Ausbau der Strecke unerlässlich: „Lassen sie uns beim Bund und bei der Bahn immer wieder gemeinsam dafür einstehen“, sagte Madsen in seiner Rede im Landtag. Das Land sei schon massiv in Vorleistung gegangen. Er forderte die zuständige DB-Tochter Infrago auf, ihre Planung Anfang nächsten Jahres vorzulegen. Noch vor der Bundestagswahl im Herbst müsse der Ausbau parlamentarisch beraten werden.