Gesellschaft: Wieder an der Uhr gedreht: Es ist Sommerzeit in Deutschland

Ist es nun ein Ärgernis oder sinnvoll? Wie auch immer: Wieder wurde an der Uhr gedreht – die Sommerzeit ist da. Und was sagen die verantwortlichen Experten zu der Zeitumstellung?

Immerhin konnten wohl die meisten ausschlafen: Wer am Ostersonntag nicht arbeiten musste, war bei der Umstellung auf die Sommerzeit fein raus. Und wieder stellte sich die Frage: Wann dreht man die Zeiger noch mal eine Stunde vor und wann zurück? Am frühen Sonntagmorgen sind in Deutschland und den meisten Ländern Europas die Uhren von 2.00 Uhr auf 3.00 Uhr vorgestellt worden – richtig: vorgestellt. Es ist wieder Sommerzeit. Die Zeit-Umstellung ist noch immer umstritten.

Bei der Umstellung und der Aussendung des Zeitsignals am frühen Sonntagmorgen sei „alles reibungslos verlaufen“, sagte Dirk Piester von der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig der Deutschen Presse-Agentur. Die Bundesanstalt ist für die Verbreitung der Zeit in Deutschland zuständig. Ihre wissenschaftlichen Experten sorgen dafür, dass über einen Langwellensender mit dem Namen „DCF77“ in Mainflingen bei Frankfurt Funkuhren, Bahnhofsuhren und viele Uhren der Industrie mit der gesetzlichen Zeit versorgt werden. Die Sommerzeit endet, wenn am 27. Oktober die Uhren von 3.00 Uhr auf 2.00 Uhr zurückgestellt werden.

Piester betonte, es habe noch nie Probleme bei der Umstellung gegeben, alles verlaufe automatisch und sei dem Kalender entsprechend einprogrammiert. Allerdings gebe es vorher Tests. Das doppelte Zeiger-Drehen ist in den EU-Mitgliedstaaten einheitlich geregelt. Ziel der 1980 wieder eingeführten Zeitumstellung ist die bessere Ausnutzung der Tageshelligkeit.

Allerdings: Über Sinn und Zweck der Übung wird seit Jahren gestritten. Umfragen ergeben häufig Mehrheiten gegen die Umstellung. 2018 ließ die EU-Kommission europaweit die Bürger befragen – stolze 84 Prozent waren der nicht repräsentativen Untersuchung zufolge gegen die Umstellung. Der damalige EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker verkündete schon optimistisch im deutschen Frühstücksfernsehen das Ende des Zeiger-Drehens.

Nur: Für die Abschaffung müssten sich die EU-Staaten vorher einig werden, ob sie dauerhaft Sommer- oder Winterzeit wollen. Nur: Es gibt keine Einigung, also liegt das Thema auf Eis.

Dabei gibt es Beispiele für die Abschaffung: Grönland stellte im vergangenen Oktober erstmals nicht auf Winterzeit zurück, nachdem sich die dortige Regierung im November 2022 darauf verständigt hatte, den Wechsel von Sommer- auf Winterzeit abzuschaffen. Die Grönländer wollten eine Stunde näher an Dänemark und den Rest Europas heranrücken. In Mexiko wurde im Herbst 2022 zum vorerst letzten Mal auf die Winterzeit umgestellt, die Türkei schaffte die Umstellung auf die Winterzeit schon 2016 ab.

Und doch: „Trotz mancher Nachteile ist es sinnvoll, zweimal jährlich die Uhrzeit umzustellen“, sagte Professor Nicolas Ziebarth von der Universität Mannheim der Deutschen Presse-Agentur. Das Umstellen habe positive und negative Effekte auf die Gesundheit, mit einigen Anpassungen im Alltag könnten die negativen Auswirkungen aber verringert werden: „Ein späterer Schul- und Arbeitsbeginn in der ersten Woche nach der Zeitumstellung hilft, negative Effekte zu verringern.“ Vor allem Teenager bräuchten ausreichend Schlaf. Und auch die Abschaffung hätte Folgen: Bei dauerhafter Winterzeit würde die Sonne dieses Jahr in Frankfurt am Main demnach am 21. Juni schon um 4.15 Uhr aufgehen, bei einer dauerhaften Sommerzeit würde sie am 21. Dezember erst um 9.22 Uhr aufgehen.

Und was bedeutet die Zeitumstellung eigentlich für die PTB-Experten selbst? Er persönlich habe keine Schwierigkeiten damit, sagte Piester. „Ich muss am Ostersonntag aber auch nicht arbeiten.“

PTB