Eine Lösung für umweltfreundliches Heizen in Wohngebäuden heißt Fernwärme. Doch die notwendigen Investitionen fordern Eigentümer wie Vermieter heraus.
Heizen ist ein bedeutender Treiber von CO2-Emissionen: Laut dem Statistischen Bundesamt waren im Jahr 2021 knapp 70 Prozent des CO2-Ausstoßes im Wohnbereich auf das Heizen zurückzuführen, weitere 13 Prozent auf die Warmwasserbereitstellung. Klar ist: Diese Emissionen müssen sinken. Fernwärme gilt dabei als vielversprechendes Heizsystem für die Zukunft, wenn sie auf erneuerbare Energien umgestellt werden.
Eine aktuelle Studie der Agora Energiewende zeigt nun, welche Maßnahmen erforderlich sind, um die Wärmenetze so auszubauen, dass bis 2045 rund ein Drittel aller Wohnungen in Deutschland mit Fernwärme versorgt werden können. Im Vergleich zu den derzeitigen 15 Prozent wäre das ein deutlicher Anstieg. Um dies zu erreichen, müssten sich die jährlichen Investitionen auf rund fünf Mrd. Euro verdoppeln.
Klimaneutrale Wärme – aber zu welchem Preis?
Es müsste also schnell mehr Geld in den Ausbau der Infrastruktur fließen. Die Studie zeigt, dass der potenziell mögliche Ausbau ohne verlässliche öffentliche Förderungen kaum möglich ist. Aktuell läuft die Bundesförderung für Effiziente Wärmenetze (BEW) nur bis zum Jahr 2028 und stellt den Wärmenetzbetreibern mit rund 0,8 Milliarden Euro pro Jahr zu wenig Mittel bereit. Die Autoren der Studie fordern deshalb, die Förderung zu verlängern und aufzustocken.
Der Übergang bringt auch erhebliche Herausforderungen für Immobilieneigentümer mit sich, die die notwendigen Anpassungen ihrer Gebäude umsetzen müssen. Die Verbraucherzentrale schätzt, dass beim Umstieg auf Fernwärme bei kleineren Gebäuden einmalige Kosten zwischen 8000 und 15.000 Euro entstehen. Zu den Kosten zählt, dass die alte Heizung entsorgt wird, das Gebäude an das Fernwärmenetz angeschlossen und eine Fernwärmeübergabestation eingebaut wird.
Über die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) fördert der Bund mindestens 30 Prozent der Umstellungskosten. Immobilieneigentümer können allerdings nur dann eine Förderung beantragen, wenn sie einen Energieeffizienz-Experten hinzuzuziehen, der sicherstellt, dass die technischen Mindestanforderungen eingehalten werden. Die Förderanträge laufen über das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA). Wer eine Ölheizung ersetzt, kann zusätzlich einen Bonus von zehn Prozent, die sogenannte Ölaustauschprämie, erhalten.
Umlage auf Mieter nur im Rahmen möglich
Ist der Wärmeträger einmal in Betrieb ist, stehen Eigentümer vor erneuten Herausforderungen: Ein zentraler Nachteil der Fernwärme ist, dass es auf dem Markt kaum Wettbewerb gibt. Weil Fernwärmenetze in der Regel lokale oder regionale Monopole sind, ist es kaum möglich, den Versorger zu wechseln. Fallen die Kosten höher aus als erwartet, etwa durch happige Nachzahlungen, ist es schlicht nicht möglich den Versorger zu wechseln. Die hohe Investition wieder rückgängig zu machen, dürfte ebenfalls keine Option sein. Das Problem ist ein veritabler Hemmschuh für die Akzeptanz und so auch für den weiteren Ausbau der Fernwärme. Verbraucherschützer haben das strukturelle Problem erkannt. So fordert etwa der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) „Reformen des Monopolsektors Fernwärme“.
Außerdem setzt der Gesetzgeber mit der Wärmelieferverordnung strenge Grenzen für vermietende Eigentümer. So dürfen beispielsweise die Heizkosten, die Vermieter an ihre Mieter weitergeben, nicht über den Kosten der bisherigen dezentralen Versorgung, etwa durch Gasheizungen, liegen. Die Regelung birgt einiges an Unsicherheit, so dass einige Eigentümer zögern dürften, ihre Mietshäuser an Fernwärmenetze anzuschließen.
Wärmecontracting: Energielieferung als Dienstleistung
Eine Möglichkeit, die nötigen Investitionen in Bestandsgebäude nicht selbst stemmen zu müssen, bieten Contracting-Modelle. Beim sogenannten Wärmecontracting geben Eigentümer das Heizsystem an einen Energieversorger ab, der die Finanzierung, den Betrieb der Heizungsanlage und die direkte Abrechnung der erzeugten Wärme mit den Bewohnern übernimmt. Für Eigentümer birgt dieses Modell jedoch auch erhebliche Risiken. Sie verlieren weitgehend die Kontrolle über das Heizsystem ihrer Immobilie und können die Regelungen zur Heizung unter Umständen nicht mehr beeinflussen. Das kann im schlimmsten Fall dazu führen, dass Anbieter die Heizungen nach ihren eigenen wirtschaftlichen Interessen betreiben und beispielsweise Wärme erzeugen und abrechnen, wenn das gar nicht notwendig ist.
Ohne geeignete Förderung bleibt der wirtschaftliche Anreiz, auf Fernwärme umzurüsten, für Eigentümer und Vermieter weiterhin begrenzt. Besonders kleinere Vermieter und private Eigentümer stehen vor hohen Investitionskosten und einem herausfordernden Regulierungsrahmen, die den Umstieg auf Fernwärme zusätzlich erschweren. Doch trotz aller Herausforderungen birgt die Fernwärme langfristig auch Chancen. Denn eines dürfte klar sein: Die Wärmeversorgung von Gebäuden muss mittel- bis langfristig mit klimafreundlichen Technologien und Energieträgern funktionieren. Wer eine gute Lösung für die eigene Immobilie oder die WEG findet, sollte sich also in jedem Fall von nicht zukunftsträchtigen Wärmequellen verabschieden.