Falsche Behauptung: Grünes Hundeverbot? Wie die CSU den Trump macht

Die CSU verbreitet Falschinformationen über ein angebliches Hundeverbot der Grünen. Es ist eine billige Kampagne.

„Grüner Verbotswahn immer irrer!“ schreibt die CSU auf ihrem Instagram-Kanal. Darunter ist eine Schlagzeile der „Bild“-Zeitung eingeblendet: ein „Welpenfeind“ sei neuer „Junior-Chef der Grünen“. In einem Video, unterlegt mit traurig klingender Musik, kann man den CSU-Generalsekretär mit einem Hund beobachten. Sie seien „Wegbegleiter, Kummerkasten, Familienmitglied und Spielgefährte“, sagt Martin Huber in die Kamera. Die Grüne Jugend wolle das verbieten und „euch einen treuen Freund wegnehmen“.

Nur stimmt das nicht. Weder die Grünen noch die Grüne Jugend wollen Haustiere verbieten. Es ist eine billige Kampagne der CSU – und es ist eine Lüge. Das sollte sich für eine Volkspartei der Mitte verbieten, es ist das Besteck der Populisten und Spalter.

Was steckt dahinter? Am Wochenende wurde Jakob Blasel, einer der bekanntesten Aktivisten der deutschen Klimabewegung, gemeinsam mit Jette Nietzard an die Spitze des Jugendverbands der Grünen gewählt. Kurz danach grub die „Bild“-Zeitung ein Zitat des heute 24-Jährigen aus einer Fernsehsendung aus dem Jahr 2019 aus. 

Hundeverbot? Das hat der Grüne-Jugend-Chef gesagt

In der Sendung „Ozon“ von Funk, dem Jugendformat von ARD und ZDF, sprach Blasel damals über die Klimabilanz von Haustieren. Es ging darum, welches Haustier in der Haltung am meisten CO2 verursacht, welches das beste Material für Hundekotbeutel ist und worauf Tierbesitzer achten können, um nachhaltiger unterwegs zu sein. Blasel gab in dem Video auch seine eigene Einschätzung ab: „Meiner Meinung nach sollte es verboten werden, Tiere unnötig zu züchten.“ Man solle „vielleicht darauf achten, vor allem Tiere aus dem Tierheim zu holen“, wenn man gern ein Haustier hätte. 

Grüne Jugend Leipzig8.25

Es mag nicht der gehaltvollste Beitrag zum Klimaschutz gewesen sein – aber nun zu folgern, dass die Grüne Jugend oder die Grünen Haustiere verbieten oder „wegnehmen“ wollten, ist schlicht falsch. 

Grünen-Chefin kontert mit Humor

Es ist ein durchschaubares Kalkül der CSU. Sie dürfte darauf hoffen, dass sich durch solche Kampagnen das Bild der Grünen in der öffentlichen Wahrnehmung als „Verbotspartei“ festigen lässt. Die Noch-Parteichefin der Grünen, Ricarda Lang, versucht es mit Humor, postet Hundefotos auf ihrem Account und kommentiert den CSU-Beitrag mit dem Satz: „‘They’re eating the dogs‘ auf wish bestellt“. Mit dem Satz hat in den USA der republikanische Präsidentschaftsbewerber Donald Trump Migranten vorgeworfen, Haustiere von Einheimischen zu essen – eine haltlose Behauptung.

Der Humor darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich hier um einen ungeheuerlichen Vorgang handelt: In diesem Fall kursieren Lügen nicht auf zwielichtigen Portalen oder in Telegram-Chats, sondern werden von einer Partei aktiv verbreitet, die, zumindest in Bayern, für sich in Anspruch nimmt, staatstragend zu sein. Die CSU überschreitet hier eine Grenze. Es bleibt zu hoffen, dass sie sich besinnt.