Die Hochinflation der vergangenen Jahre hat die Reallöhne der Beschäftigten in Deutschland deutlich geschrumpft. Besonders in einem Bereich ist das alte Niveau noch weit entfernt.
Die Löhne in Deutschland werden nach Einschätzung der Bundesbank in den kommenden Quartalen schneller steigen als im Euroraum. Gründe sind weiterhin hohe Lohnforderungen im Dienstleistungsbereich und ein „gewisser Nachholbedarf“ im verarbeitenden Gewerbe. Die Tendenz sinkender Inflationsraten werde dadurch aber nicht grundsätzlich infrage gestellt.
In der Industrie haben die Beschäftigten ihre Reallohnverluste aus den Zeiten der Hochinflation im weit geringeren Maße aufgeholt als im Dienstleistungssektor, stellt die Bundesbank in ihrem Monatsbericht für Oktober fest. Danach liegen die saisonbereinigten Reallöhne der Industriebeschäftigten aktuell rund vier Prozent unter dem Wert aus dem dritten Quartal 2021. Bei den Dienstleistern beträgt die Lücke nur rund 2 Prozent.
Die Untersuchung kommt unmittelbar vor der heißen Phase der Tarifverhandlungen in der deutschen Metall– und Elektroindustrie, in der die IG Metall Lohnsteigerungen von 7 Prozent fordert. Nach Einschätzung der Bundesbank haben hier ungünstige Bedingungen wie Standortprobleme und schwache Auslandsnachfrage höhere Lohnanhebungen verhindert. Ab dem kommenden Dienstag (29. Oktober) sind erste Warnstreiks in der Branche zu erwarten.
Im Dienstleistungsbereich wurden und werden höhere Lohnforderungen aufgestellt als in der Industrie, nicht zuletzt unter dem Eindruck fehlender Fachkräfte. In der Systemgastronomie würden 19 Prozent mehr Geld für einen Ecklohnempfänger gefordert. Hier erwartet die Bundesbank für die nächste Zeit eine stärkere Differenzierung je nach dem tatsächlichen Fachkräfteangebot in den einzelnen Branchen.
Monatsberichte Bundesbank