In Litauen läuft die entscheidende Runde der Parlamentswahl, die auf einen Regierungswechsel hinauslaufen könnte. Zur Abstimmung steht die zweite Hälfte der Mandate. Die Sozialdemokraten hatten sich bereits in der ersten Wahlrunde Mitte Oktober mehr Sitze als alle anderen Parteien gesichert. Es wird erwartet, dass sie die bislang regierende konservative Heimatpartei als stärkste Kraft ablösen und in einer Dreierkoalition eine Regierungsmehrheit erreichen.
Die bisherige EU-Abgeordnete Vilija Blinkeviciute ist als künftige Regierungschefin im Gespräch. Präsident Gitanas Nauseda sagte bei der Stimmabgabe, er hoffe, dass die künftige Regierung „effizient ist, nicht auseinander bricht und sich bei fundamentalen und strategischen Fragen einig ist“.
Ein Regierungswechsel würde vor allem innenpolitische Veränderungen mit sich bringen, denn in der Außenpolitik stimmen die wichtigsten Parteien Litauens weitgehend überein. „Ich hoffe auf bessere Infrastruktur und weniger soziale Ungleichheit, die stärker ausgeprägt ist als in anderen europäischen Ländern“, sagte der 18 Jahre alte Jungwähler Tomas Valiunas.
Der Rentner Valerija Zaltauskiene erklärte, dass er auf eine Erhöhung seiner Bezüge hoffe. „Ich muss mit 300 Euro auskommen. Wie soll ich davon leben?“, sagte er. Die Sozialdemokraten haben im Wahlkampf versprochen, die Renten zu erhöhen, Luxusgüter stärker zu besteuern und soziale Dienstleistungen zu verbessern.
Die frühere Sowjetrepublik, die mit ihren 2,8 Millionen Einwohnern an Russland grenzt, fürchtet, ein weiteres Angriffsziel zu werden, sollte Moskau mit seinem Krieg in der Ukraine Erfolg haben. Daher haben sich alle größeren litauischen Parteien für eine weitere entschlossene Unterstützung der Ukraine und eine Beibehaltung oder sogar Erhöhung der Verteidigungsausgaben ausgesprochen.