Bestseller-Krimiautor: Herr Wolf, warum lassen Sie in Ostfriesland Morde geschehen?

Mord in der Idylle – Ostfriesenkrimis begeistern Millionen Menschen, sogar im Ausland. Welche Romane besonders beliebt sind und was Leserinnen und Leser an Ostfriesland als Tatort fasziniert, darüber spricht der stern mit Bestseller-Autor Klaus-Peter Wolf. 

Weiße Strände, Dünen, salzige Luft, gemütliche Strandbars: Das ist Norderney. Wer die Ostfriesische Insel schon mal besucht hat, ist mit dem idyllischen Bild des Erholungsortes vertraut. Und selbst wenn nicht: Eine schaurige Kulisse ist wohl kaum das erste Bild, das Ihnen in den Kopf kommt, wenn Sie an Ostfriesland denken. Oder? Klaus-Peter Wolf, Autor der bekannten Ostfriesenkrimis, hat die ländliche Idylle zum Schauplatz des Verbrechens auserkoren. Und den Leserinnen und Lesern taugt das. Warum eigentlich?

Wolf neuster Roman

Ostfriesenkrimis: Klaus-Peter Wolfs Erfolgsromane

Mehr als 15 Millionen verkaufte Exemplare, übersetzt in 26 Sprachen: Klaus-Peter Wolfs Ostfriesenkrimis sind ein voller Erfolg. In rund 30 Kriminalromanen nimmt der 70-Jährige seine Leserinnen und Leser mit an Orte, die friedlicher kaum sein könnten: Deiche, Leuchttürme, das Watt, Strände. Wären da nicht all die Leichen, Serienkiller und Ermittler könnte Wolfs Literatur ein Kurzurlaub auf rund 400 Seiten sein. Wolf selbst ist so fasziniert von der Umgebung, dass der gebürtige Gelsenkirchener vor Jahren dorthin zog. Dem stern erzählt er, warum er ausgerechnet in Ostfriesland Morde geschehen lässt. Klaus-Peter Wolf (Jahrgang 1954) gehört zu den erfolgreichsten Autoren im Bereich der Regionalkrimis. Der gebürtige Gelsenkirchener hat Ostfriesland zu seiner Wahlheimat gemacht und verwendet diese idyllische Region als blutige Tatorte in seinen Romanen. Viele Werke wurden bereits verfilmt.
© Wolfgang Weßling / S. Fischer Verlag

„Ich wollte ein großes Gesellschaftspanorama schreiben. Denn ich wollte abbilden, wie die Menschen hier leben, der Wahnsinn, der sie umgibt, die Irrtümer, die Sehnsüchte, die Blödheiten. Irgendwann wurde mir klar, dass die eigentliche Literatur, die wirklich etwas über die Gesellschaft aussagen kann, Kriminalliteratur ist. Nur sie kann ein Röntgenbild der Gesellschaft sein.“, sagt Klaus-Peter Wolf. 

„Ich lege meine Leichen an die schönsten Orte der Welt“

Es ist das Unerwartbare, mit dem Wolf in seinen Krimis spielt. Die dunkle Großstadt, das üble Viertel, die Anonymität – all das sei zu vorhersehbar für einen Mord. Viel mitreißender sei der Fund einer Leiche im gepflegten Vorgarten eines abbezahltem Einfamilienhauses. „Ich glaube, dass Kunst vom Kontrast lebt. Deswegen lege ich meine Leichen an die schönsten Orte der Welt“, sagt Wolf. Hinterher kämen die Leserinnen und Leser dorthin, um sich die Plätze anzuschauen. Der Grusel sei dann viel größer. 

So auch in Wolfs neusten Kriminalroman, der am 29. Mai 2024 erscheint. Auch hier spielt der Autor mit Kontrasten. Im zweiten Teil seiner Trilogie „Ein mörderisches Paar – Der Verdacht“ geht es um einen tötenden Klinikleiter, der aufgrund der Auswahl seiner Opfer gar sympathisch auf die Leserinnen und Leser wirkt. „Er ist der beliebteste Serienkiller unseres Landes“, sagt Wolf. Er sei ein Serienkiller, der die Welt mit seinen Morden etwas besser machen möchte. Der große Showdown des Romans spielt auf Norderney, einer ostfriesischen Insel, die bekannt ist für weiße Sandstrände und gelassene Touristen und Insulaner. 

Klaus-Peter Wolf spielt in seinen Büchern auch immer wieder mit realen Ängsten der Ostfriesinnen und Ostfriesen. „Im Moment ist hier das große Problem, dass die Krankenhäuser zumachen. Die Leute sind verunsichert. Sie wissen nicht, wo sie hinsollen, wenn etwas ist“, sagt er. Der Serienkiller in seiner Trilogie sei vertrauenswürdig und behandele auch Patientinnen und Patienten, die keine Krankenversicherung besitzen. „Ich spiele im Roman mit der Sehnsucht nach Sicherheit, die wir haben. Dass wir medizinische Hilfe bekommen, wenn wir sie brauchen“, sagt Wolf. 

Wir empfehlen, mit dem ersten Teil der Trilogie zu starten: „Ein mörderrisches Paar – Das Versprechen“

Ostfriesen-Krimi-Reihenfolge 

Thalia Mörderrisches Paar

Doch nicht nur die Schauplätze des Verbrechens und die realen Ängste entsprechen der Realität in Wolfs Romanen, auch die Figuren gibt es wirklich. In 18 ostfriesischen Kriminalromanen ermittelt Kommissarin Ann-Kathrin Klaasen. Peter Grendel, der Nachbar, steht ihr nicht nur handwerklich, sondern auch moralisch zur Seite und ist oft rechtzeitig als helfende Hand zur Stelle. Peter Grendel ist im realen Leben der Nachbar von Autor Wolf. 

„Meine Kommissarin brauchte einen Freund und das musste ein bodenständiger Kerl sein. Ich war dann bei einem Fest eingeladen und sah meinen Nachbarn am Grill stehen. Er hat Hände wie Bratpfannen, ist Maurermeister und drehte Würstchen um. Ich bin dann zu ihm hin und habe gesagt: ‚Sag mal, Peter, darf ich dein Leben fiktionalisieren?'“, erzählt Wolf. Grendel habe eingewilligt und so sei die Figur in seinem Buch entstanden. Die 18-teilige Krimireihe kam so gut an, dass bereits elf davon vom ZDF verfilmt wurden.

Annkathrin Klaasen ermittelt

Reale Orte, reale Ängste, reale Menschen: Es ist das Greifbare, das Existierende, das Klaus-Peter Wolfs Kriminalromane womöglich so erfolgreich machen, Fiktion, die Realität spiegelt. Er spielt mit dem Sicheren – und verunsichert. Er verwandelt Ostfriesland vom idyllischen Sehnsuchtsort zum düsteren Gefahrengebiet. Wolf sagt: „Wenn Sie jetzt Serienkiller wären und sich verstecken wollten, ja, da rate ich Ihnen, verschwinden Sie nicht in der Anonymität der Großstadt, sondern fahren Sie nach Ostfriesland.“

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