Prozesse: Urteil gegen Flughafen-Geiselnehmer nicht rechtskräftig

Vor einem Jahr drohte ein Geiselnehmer auf dem Hamburger Flughafen, sich mit seiner Tochter in die Luft zu sprengen. Der Mann wurde zu langer Haft verurteilt, doch eine Entscheidung steht noch aus.

Ein Jahr nach der Geiselnahme am Hamburger Flughafen ist der Täter noch nicht rechtskräftig verurteilt. Die Verteidigung des 36-Jährigen habe Revision gegen das Urteil des Landgerichts zu zwölf Jahren Haft eingelegt, doch die Akte liege zurzeit bei der Hamburger Generalstaatsanwaltschaft, teilte die Gerichtspressestelle mit. 

Erst wenn die Anklagebehörde Stellung genommen habe, geht die Revision zum Bundesgerichtshof. Das Landgericht hatte den 36-Jährigen am 25. Juni wegen Geiselnahme in Tateinheit mit Entziehung Minderjähriger, Körperverletzung und mehreren Verstößen gegen das Waffengesetz schuldig gesprochen.

Schüsse und Bombendrohung auf dem Flughafen

Am Abend des 4. November vergangenen Jahres hatte der Türke seine Tochter aus der Wohnung seiner Ex-Frau im niedersächsischen Stade entführt. Drei Monate zuvor hatte ein Gericht der Mutter das alleinige Sorgerecht zugesprochen. Mit der Vierjährigen im Auto war der Vater zum Flughafen gerast. 

An einem Tor in der Nähe der Terminals durchbrach er drei Schranken und fuhr auf das Vorfeld des Flughafens. Dort warf er zwei Brandsätze aus dem Auto, die inmitten des laufenden Flugbetriebs in Flammen aufgingen. Mit einer Pistole schoss der Angeklagte dreimal in die Luft. Der 36-Jährige forderte, dass er mit der Tochter in die Türkei ausgeflogen werde und drohte, sich und das Kind in die Luft zu sprengen. Erst nach über 18 Stunden gab der Angeklagte auf. Ein vermeintlicher Sprengstoffgürtel erwies sich später als Attrappe. 

Flughafen verstärkte Sicherheitsmaßnahmen

Der Hamburger Flughafen begann nach der Tat mit dem Ausbau seiner Sicherheitsmaßnahmen. Als Erstes wurde die Nordtorwache, die der Geiselnehmer innerhalb von Sekunden durchbrochen hatte, verstärkt. In den vergangenen Wochen wurde eine Zufahrt in der Nähe des Geschäftsfliegerzentrums mit massiven Falttoren und versenkbaren Pollern ausgestattet. Auch die Notfall-Tore sollen auf diese Weise gesichert werden.

Aktuell laufe die Aufrüstung des Außenzauns auf 16 Kilometern mit einer weiteren Lage Stacheldraht, teilte eine Flughafensprecherin mit. Ab Ende des Jahres soll moderne Sensortechnik hinzukommen, Tests für zusätzliche Überwachungskameras laufen. In diesem Jahr investiere der Flughafen 4 Millionen Euro, bis 2027 stünden weitere 15 Millionen Euro zur Verfügung.

Nach dem Ende der Geiselnahme hatte der Flugverkehr erst am frühen Abend des 5. November wieder aufgenommen werden können. Der Betrieb war mehr als 20 Stunden unterbrochen. Dem Flughafen entstand dadurch ein Schaden von rund einer halben Million Euro.