Wissenschaft: Archäologe unter Betrugsverdacht seit Ende 2021 freigestellt

Es ist ein Fall mit viel Gesprächswert – vermeintlich herausragende Funde sollen von einem Archäologen gefälscht worden sein. Die bisherigen Erkenntnisse machten sprachlos, sagt Minister Ebling.

Mainz (dpa/lrs) -Der unter Betrugsverdacht stehende Archäologe der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) Rheinland-Pfalz ist bereits seit November 2021 von seinen Funktionen freigestellt. Das berichtete Innenminister Michael Ebling (SPD) im Innenausschuss des Landtages in Mainz. Der leitende Angestellte sei überwiegend im Bereich Koblenz tätig gewesen, die Arbeit der GDKE-Außenstellen in Mainz und Speyer seien wohl nicht von dem Fall betroffen. 

Im Oktober war bekanntgeworden, dass der Archäologe, gegen den ein Disziplinarverfahren läuft, im Verdacht steht, mindestens 21 gefundene Schädel oder Schädelfragmente falsch datiert zu haben. Er hatte menschliche Schädel dem fünften Jahrhundert vor Christus zugeordnet, allerdings traf das Überprüfungen zufolge nur bei zweien zu. Andere Schädel oder Schädelfragmente waren demnach deutlich jünger, aus dem Mittelalter oder der Neuzeit. 

Die Nachforschungen in dem Fall zögen sich so lange hin, weil die Recherchen viel Sorgfalt verlangten, sagte Ebling. Außerdem sei der Mitarbeiter eine längere Zeit krank gewesen. Bisherigen Erkenntnissen zufolge habe der Mann, der in herausgehobener Führungsposition bei der GDKE in Koblenz tätig gewesen sei, in höchstem Maße unwissenschaftlich gearbeitet, bewusst manipuliert, betrogen. Das mache sprachlos. 

Ein erstes Disziplinarverfahren gegen ihn habe sich darum gedreht, dass er einem anderen Mitarbeiter unwissenschaftliches Arbeiten vorgeworfen habe, was sich aber als falsch herausgestellt habe, sagte Ebling. Insgesamt handele es sich um das Tun eines einzelnen GDKE-Mitarbeiters, die Geschichte von Rheinland-Pfalz müsse nicht umgeschrieben werden.