Britisches Fernsehen: Boris Johnson nervt Moderator in TV-Sendung – und ist dann nicht mehr zu sehen

Im britischen Fernsehen sollte Boris Johnson die US-Wahl einordnen. Der ehemalige Premierminister machte daraus aber eine Promo-Veranstaltung für sein neues Buch.

Zur Präsidenschaftswahl in den USA gehört Boris Johnson zu den begehrteren Gesprächspartnern im britischen Fernsehen. Schließlich hat der 60-Jährige als Premierminister (2019-2022) Donald Trump hautnah während dessen erster Amtszeit als US-Präsident erlebt.

Wohl ein Grund, warum ihn der Sender Channel 4 als Experten für seine Wahlsendung einlud. Doch wer auf interessante Einblicke und spannende Analysen seitens Johnson gehofft hatte, wurde enttäuscht. Der ehemalige Premier schien die Sendung eher als Werbebühne für sein neues Buch „Unleashed“ zu verstehen. Die Autobiografie ist erst vor wenigen Wochen erschienen. Johnson sprach so viel darüber, dass sogar Moderator Krishnan Guru-Murthy nicht verbergen konnte, wie genervt er davon war.

PAID Boris Johnson Memoiren 9:18

Moderator genervt: „Hören Sie auf“

Doch auch davon ließ sich Johnson nicht aufhalten. Der frühere Regierungschef hielt schon wenige Minuten nach dem Beginn der Wahlsendung sein Buch zum ersten Mal in die Kamera. Dabei betonte er, dass er in seiner Autobiografie ausführlich über sein Verhältnis zu Trump geschrieben habe. Der Moderator ging dazwischen: „Legen Sie es weg. Hören Sie auf, es reicht.“ Bei Johnson erzielte er damit keine Wirkung: „Sie können mich nicht stoppen“, konterte der Tory-Politiker.Boris Johnson TV

Immer wieder verwies Johnson im Laufe der Diskussion auf sein Werk, teilweise weigerte er sich sogar, Fragen zu beantworten. Auf die etwa, ob er ebenso wie Donald Trump ein politisches Comeback anstrebe, sagte er nur: „Die Antwort befindet sich in meinem Buch, wo ich das Thema ausführlich behandle.“ Da reichte es dann auch Co-Moderatorin Emily Maitlis: „Wir werden nicht alle ihr Buch lesen, also sagen Sie uns einfach, ob sie ein politisches Comeback planen. Sie können nicht einmal eine einfache Frage beantworten.“

Boris Johnson schreibt über seine Zeit als Premierminister

Nach einer Werbepause war Johnson dann vom Fernsehschirm und aus dem Studio verschwunden. „Boris Johnson wurde gefeuert, weil er zu viel Werbung für sein Buch gemacht hat“, erklärte Moderator Guru-Murthy. Seinen Platz in der Sendung nahm Michael Cohen, ehemaliger Anwalt von Donald Trump, ein. Ob es sich um ein ironisches Live-Scharmützel im typisch britischen Stil handelte und ohnehin geplant war, dass Johnson die Sendung verlässt, blieb offen.Galerie Queen PMs   20.00

Dennoch: Ein bizarrer Auftritt des früheren Premierministers – und nicht der einzige dieser Art über die Jahre. In seiner Autobiografie schildert Johnson laut Verlag die schwierigen Entscheidungen während seiner Regierungszeit. In sie fällt auch die Corona-Pandemie, während der Johnson stark in die Kritik geriet, weil er und sein Team sich selbst nicht an die Bestimmungen gehalten hatten. Auf Deutsch ist das Buch noch nicht verfügbar.

Quellen:  „Guardian“ / Harper Collins / Channel 4