Judenfeindlichkeit: Kampagne „Niedersachsen gegen Antisemitismus“ beginnt

Ein niedersächsisches Bündnis will das Bewusstsein für antisemitische Sprüche stärken. Ob die Aktion im kommenden Jahr fortgesetzt wird, ist noch offen.

Ein breites Netzwerk aus Niedersachsen will mit einer neuen Kampagne dafür werben, sich gegen Antisemitismus starkzumachen. Unter dem Motto „Antisemitismus beginnt im Alltag – Widersprechen statt weghören“ sollen von heute an sieben Bildmotive digital und analog verbreitet werden. Alle Motive lenken auf eine Internetseite mit weiterführenden Informationen, Beratungsangeboten und Tipps zur Gegenrede.

Alltägliche Situationen im Fokus

„Die Kampagne macht darauf aufmerksam, dass Antisemitismus uns jeden Tag begegnen kann: in einer Bemerkung, einem Spruch und in vielen kleinen Situationen. Sie zeigt, wie wichtig es ist, in diesen Momenten zu widersprechen“, sagte Niedersachsens Antisemitismusbeauftragter Gerhard Wegner. Beteiligt sind unter anderem der Deutsche Gewerkschaftsbund, die Unternehmerverbände Niedersachsen, die Kirchen und der Landessportbund.

Die Kampagne soll zunächst bis Dezember laufen. „Wir hoffen aber, dass wir auch im kommenden Jahr mit zusätzlichen Mitteln ausgestattet werden, und so die Kampagne weiterführen können“, teilte Wegners Büro mit.

Ministerin setzt sich für Fortführung ein

Justizministerin Kathrin Wahlmann (SPD) sagte: „Gerade nach den Hamas-Angriffen in Israel haben wir festgestellt, dass der Antisemitismus auch in Niedersachsen deutlich zugenommen hat, und zwar sowohl der offene Antisemitismus als auch der versteckte.“ Straftaten würden energisch verfolgt, gleichzeitig sei aber auch die Prävention wichtig. Die Kampagne spreche daher die breite Öffentlichkeit an. 

„Ich glaube, das wird viele aufwecken und das Bewusstsein dafür wecken, was antisemitisch ist und wo man aufpassen sollte“, sagte Wahlmann. Sie setze sich in den laufenden Haushaltsberatungen dafür ein, die Kampagne im Jahr 2025 fortzusetzen.

Anstieg antisemitischer Taten in Niedersachsen

Im vergangenen Jahr gab es nach Angaben der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) 331 antisemitische Taten in Niedersachsen. Das waren 61 Prozent mehr als im Jahr 2022. Die meisten Taten hatten sich den Angaben zufolge nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 ereignet.