Wikileaks-Gründer: „Historischer Sieg für die Pressefreiheit“ – internationale Reaktionen auf Assanges Freilassung

1901 Tage saß Julian Assange in Londoner Haft und wehrte sich gegen eine Auslieferung an die USA. Nun kommt er frei. Familie, Unterstützer und internationale Organisationen begrüßen die Entwicklung. 

Julian Assange hat im jahrelangen Streit um seine Auslieferung einen Deal mit den USA geschlossen und kommt auf freien Fuß. Der Gründer der Enthüllungsplattform Wikileaks soll sich vor einem US-Gericht wegen Spionage schuldig bekennen und zu mehr als fünf Jahren Haft verurteilt werden. Das entspricht der Zeitspanne, die der Whistleblower in London bereits in einem Hochsicherheitsgefängnis saß.

Im Gegenzug bleibt dem 52-Jährigen eine weitere Haft in den USA erspart, die bisher seine Auslieferung verlangt hatten. Stattdessen soll Assange umgehend freigelassen werden und dann in seine Heimat Australien reisen. Das geht aus US-Gerichtsdokumenten hervor.

Sorgen um Gesundheit von Julian Assange

„Ehrlich gesagt ist es einfach unglaublich, es fühlt sich an, als wäre es nicht real“, sagte Stella Assange in dem BBC-Interview. Die vergangenen Tage hätten einen Sturm der Gefühle ausgelöst. Sie habe noch keine Zeit gehabt zu besprechen, was das Paar nach der Freilassung tun werde. Priorität habe, dass ihr Ehemann „wieder gesund wird – er ist seit fünf Jahren in einem schrecklichen Zustand“. Seine Unterstützer hatten wiederholt die schlechte Gesundheit des Wikileaks-Gründers beklagt.Assange FAQ 11.52

Assanges Eltern dankten den Unterstützern, die sich jahrelang für ihren Sohn eingesetzt hatten. „Ich bin dankbar, dass das Martyrium meines Sohnes endlich ein Ende findet“, zitierte der australische Sender ABC am Dienstag aus einer Mitteilung von Christine Assange. „Das zeigt, wie wichtig und mächtig stille Diplomatie ist.“ Vater John Shipton sagte der ABC: „Soweit ich es verstehe, wird Julian ein normales Leben mit seiner Familie und seiner Frau Stella führen können.“

Auch Australiens Regierungschef Albanese begrüßte Assanges Freilassung. „Durch seine fortgesetzte Inhaftierung ist nichts zu gewinnen, und wir wollen, dass er nach Australien zurückgebracht wird“, sagte er. „Wir haben uns für die Interessen Australiens eingesetzt und alle geeigneten Kanäle genutzt, um ein positives Ergebnis zu erzielen.“

Die Geschäftsführerin von Reporter ohne Grenzen Deutschland, Anja Osterhaus, sagte laut einer Mitteilung: „Dies ist ein historischer Sieg für die Pressefreiheit. In einer Zeit, in der kritische Berichterstattung weltweit immer stärker unter Beschuss steht, ist diese Entscheidung nicht nur für Julian Assange und seine Angehörigen wichtig. Sie ist ein Sieg für den investigativen Journalismus weltweit.“

Uno begrüßt Freilassung, Pence übt Kritik

Die Vereinten Nationen äußern sich positiv zur Freilassung von Assange: „Wir begrüßen die Freilassung von Julian Assange aus der Haft im Vereinigten Königreich“, sagte die Sprecherin des UN-Menschenrechtsbüros, Liz Throssell, am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP. Sie fügte aber hinzu, dass die Verständigung mit der US-Justiz noch endgültig abgesegnet werden müsse.Assange vor der Freiheit Kommentar 10.18

„Wie wir wiederholt festgestellt hatten, warf dieser Fall eine Reihe von Menschenrechtsfragen auf“, sagte Throssell weiter. Auch habe die immer länger andauernde Inhaftierung Assanges „weitere Fragen aufgeworfen“. „Wir werden die Entwicklungen über die kommenden Tage weiter verfolgen“, fügte die Sprecherin hinzu.

Der frühere US-Vizepräsident Mike Pence kritisierte hingegen die Regierung von US-Präsident Joe Biden. „Julian Assange hat das Leben unserer Soldaten in Kriegszeiten gefährdet und hätte im vollen Umfang des Gesetzes strafrechtlich verfolgt werden müssen“, schrieb Pence bei X.