Eine Sommernacht auf einem Fahrgastschiff endet mit Ermittlungen der Polizei wegen Volksverhetzung. Partygäste sollen rassistische Gesänge gegrölt haben.
Auf einem Fahrgastschiff auf dem Bleilochstausee in Südostthüringen sollen Partygäste nach Polizeiangaben Naziparolen gerufen und rassistische Gesänge zu einem Partyhit skandiert haben. Die Polizei ermittele wegen des Verdachts der Volksverhetzung und des Verwendens verfassungsfeindlicher Parolen und Kennzeichen, teilte die Polizei am Dienstag mit und bestätigte einen Bericht der „Ostthüringer Zeitung“. Ein von dem Vorfall am vergangenen Samstag kursierendes Video sei polizeilich gesichert worden.
Der Polizei zufolge hatten Passanten am Abend an der Anlegestelle an der Bleilochtalsperre das von mehreren Personen besetzte Fahrgastschiff, die Gesänge zu dem Partyhit „L’amour toujours“ von Gigi D’Agostino und die Parolen bemerkt. Die Polizei stellte die Identität von mehreren Personen fest, die nach dem Ende der Party das Schiff an der Anlegestelle verlassen hatten. Wie viele Partygäste sich an den Szenen beteiligt haben, werde derzeit ermittelt. Nach bisherigen Erkenntnissen handele es sich offenbar um Einzelpersonen, nicht um den Großteil oder gar die Mehrheit der Gäste. Es sollen sich bis zu 120 Menschen auf dem Schiff befunden haben. Die Ermittlungen hat die Staatsschutzabteilung der Kriminalpolizei Saalfeld übernommen.
Die Bootsparty war laut Polizei vorab medial beworben worden. Veranstalter sowie Schiffseigner hätten sich von den Äußerungen und Abläufen distanziert, weitere Angaben zu ihnen machte eine Polizeisprecherin nicht. Es habe von vornherein ein Verbot gegolten, das Lied abzuspielen. Auf dem Bleilochstausee, bekannt für das alljährliche Technofestival „SonneMondSterne“ in Saalburg, werden regelmäßig Rundfahrten mit Musik und Tanz angeboten.
Ende Mai hatte ein Video einer Party auf der Nordseeinsel Sylt, auf dem feiernde junge Leute beim Grölen rassistischer Parolen zur Melodie von „L’amour toujours“ zu sehen waren, bundesweit für Empörung gesorgt. Seitdem kam es zu ähnlichen Vorfällen in mehreren Bundesländern.