Ski alpin: Mit 40 Jahren und künstlichem Knie: Vonn gibt Ski-Comeback

Lindsey Vonn ist jahrelang eine der schillerndsten Skirennfahrerinnen – und stets unbarmherzig ihrem Körper gegenüber. 2019 tritt sie zurück. Jetzt wagt sie ein Comeback.

Im alpinen Skirennsport gibt es das nächste spektakuläre Comeback: Die einstige Abfahrts-Dominatorin Lindsey Vonn plant nach fünf Jahren Zwangspause eine Rückkehr in den Weltcup. Die Amerikanerin ist inzwischen 40 Jahre alt, Anfang des Jahres bekam sie ein künstliches Kniegelenk eingesetzt – und dennoch traut sich die Olympiasiegerin ein Comeback zu. Falls der kühne Plan aufgeht, könnte sie die ebenfalls zurückgekehrten Szene-Stars Marcel Hirscher und Lucas Pinheiro Braathen in den Schatten stellen.

Nach wochenlangen Spekulationen bestätigte der US-Verband, dass er die ehemalige Weltcup-Gesamtsiegerin in seine Elite-Mannschaft zurückholt. „Mein Ziel ist es, das hier zu genießen, und hoffentlich führt mich dieser Weg zu Weltcup-Rennen“, sagte Vonn in einem Interview der „New York Times“ und stellte klar: „Ich wäre nicht wieder im US-Skiteam, wenn ich keine Absichten hätte.“

Erstes Rennen schon im Dezember?

Am Wochenende werde sie erstmals wieder mit dem Team an Trainings in Copper Mountain im US-Bundesstaat Colorado teilnehmen. Zuletzt hatte es Berichte gegeben, wonach Vonn bei der Abfahrt in Beaver Creek am 14. Dezember als Vorläuferin – also außerhalb der Konkurrenz – starten wolle. Dieser Test sollte zeigen, ob eine Teilnahme an späteren Rennen sinnvoll ist. Vielleicht steigt sie in Beaver Creek nun aber schon direkt als Rennfahrerin ein.

Vonn hatte 2019 ihre erfolgreiche, aber auch von vielen Verletzungen samt wiederholter Kreuzbandrisse geprägte Karriere beendet. Mit 82 Siegen ist sie die dritterfolgreichste Weltcup-Rennfahrerin der Historie nach ihrer Landsfrau Mikaela Shiffrin (97) und dem Schweden Ingemar Stenmark (86). 2010 wurde sie Abfahrts-Olympiasiegerin, ein Jahr zuvor hatte sie zwei WM-Goldmedaillen gewonnen. Sie sicherte sich viermal den Gesamtweltcup.

Schmerzfrei dank künstlichem Knie

Vonn galt stets als extrem ehrgeizig und unbarmherzig gegenüber ihrem eigenen Körper. Nach der WM 2019 und dem Gewinn von Abfahrts-Bronze musste sie deshalb zurücktreten. „Meine Karriere endete, ohne die Absicht, wieder zurückzukommen“, sagte sie.

Im vergangenen Februar unterzog sich die langjährige Rivalin und Freundin der deutschen Ausnahme-Rennfahrerin Maria Höfl-Riesch dann dem schweren Eingriff im rechten Knie – dieser macht ein schmerzfreies Skifahren für sie wieder möglich. „Ich hatte so ein breites Grinsen, dass es hinten beim Helm wieder raus kam“, erzählte Vonn, die seit August – auf eigene Kosten – mehrere Trainingstage in Neuseeland und Europa absolviert hatte. Dabei beeindruckte sie bereits einige internationale Beobachter und Trainer.

Olympia 2026 lockt mit geliebter Cortina-Piste

Die „New York Times“ spekulierte, dass sich die extrovertierte Sportlerin die Olympischen Spiele 2026 in Norditalien zum Ziel setzen könnte. Die Frauen-Rennen werden in Cortina d’Ampezzo ausgetragen, wo Vonn zwölf Weltcupsiege feierte. „Ich weiß nicht, was die nächsten Monate und die nächsten eineinhalb Jahre für mich bereithalten. Ich weiß nicht, ob es möglich ist“, sagte sie, schob nach einer kurzen Pause aber hinterher: „Aber ich denke, dass jeder weiß, wie sehr ich Cortina liebe.“

Jüngst gab es bereits zwei viel beachtete Alpin-Comebacks: Beim Weltcup-Start in Sölden kehrte der achtmalige Weltcup-Gesamtsieger Hirscher nach fünf Jahren Pause zurück; der Österreicher fährt nun für die Niederlande. Pinheiro Braathen hatte ein Jahr ausgesetzt und ebenfalls die Nation gewechselt: Der Szene-Star aus Norwegen fährt inzwischen für Brasilien. Beide sind am Sonntag beim Slalom in Levi im Einsatz.