Der Hilferuf der Lehrer klingt erschütternd. Von Mobbing und Angriffen ist die Rede. Manche Schüler sprechen gar kein Deutsch, andere haben noch nie zuvor im Leben eine Schule besucht.
Mit einem dringenden Alarmbrief über höchst schwierige Zustände an ihrer Schule und fehlende Unterstützung vom Senat haben Berliner Lehrer um Hilfe gerufen. Auf sieben Seiten schildert das Lehrerkollegium der Friedrich-Bergius-Schule im Stadtteil Friedenau im Bezirk Tempelhof-Schöneberg die schon länger existierenden Probleme mit aggressiven, gewaltbereiten und bildungsfernen Schülern, die zum Teil kein Deutsch sprechen und zuvor noch nie eine Schule besucht haben. Der „Tagesspiegel“ berichtete über den Brief, der der dpa vorliegt.
Die Schule ist eine sogenannte Integrierte Sekundarschule von der 7. bis 10. Klasse mit etwa 400 Schülern. Diese Schulform ersetzt in Berlin die früheren Haupt- und Realschulen. Trotz strenger Hausordnung und Schulpädagogik und einem großen Einsatz der Lehrer komme die Schule immer mehr an ihre Grenzen, heißt es in dem Brandbrief der Schulgemeinschaft.
Es vergehe kein Tag ohne Beleidigungen und Bedrohungen von Lehrern durch Schüler sowie ernsthafte Mobbing-Fälle unter den Schülern. Es gebe eine „bedrohliche Gewaltbereitschaft und verbale Übergriffe“ vor allem der männlichen Schüler. Auf dem Schulhof würden Böller gezündet und Wasserflaschen auf Schülergruppen und Lehrer geworfen. Verstärkt müsse die Schule die Polizei rufen, um bei eskalierenden Situationen etwa nach Schulschluss vor dem Schulgebäude einzugreifen. Anwohner der Schule würden sich über Schüler beschweren, benachbarte Supermärkte Hausverbote verhängen.
„Massive Verhaltensauffälligkeiten“
„Vorherrschend sind massive Verhaltensauffälligkeiten und ungebührliches, asoziales Unterrichtsverhalten“, heißt es weiter. Die „größte Angst“ vieler Schüler und Schülerinnen sei, beim Besuch der Toiletten „in kompromittierenden Situationen“ von anderen Schülern mit – an der Schule verbotenen – Handys unterhalb oder oberhalb der Trennwand fotografiert oder gefilmt zu werden.
Die Schule schlägt der Schulaufsicht sechs Maßnahmen vor, bei denen sie um Unterstützung bittet, unter anderem Teilungsunterricht, eine Schulpsychologin zusätzlich zu den vier Sozialpädagogen, eine bessere Hofaufsicht und einen Pförtner am Eingang. Elternvertreter berichteten, die Schulaufsicht sei trotz vieler Bitten desinteressiert.
Die Berliner Senatsschulverwaltung erklärte nun: „Die Schulaufsicht ist mit der Schulleitung im Austausch und wird in Kürze bei einem klärenden Gespräch weitere Unterstützung anbieten, aber auch die Vorgänge an der Schule prüfen. Die Hausspitze nimmt die Schilderungen aus der Schule ernst und lässt sich berichten.“