Robbensterben: Mehr Schutzvorkehrungen und viele Fragen nach Robbensterben

Die Todesserie bei Kegelrobben in Vorpommern ist weiterhin nicht aufgeklärt. Auch bei einer Pressekonferenz konnte der zuständige Minister keine Ursache nennen. Er machte aber eine Ankündigung.

Die Todesserie bei Kegelrobben an der vorpommerschen Küste bleibt weiter ungeklärt. „Sicher ist jedenfalls, dass sie einen nicht natürlichen Tod gestorben sind“, sagte der Direktor des Deutschen Meeresmuseums in Stralsund, Burkard Baschek, bei einer Pressekonferenz am Donnerstag in Schwerin. Landesumweltminister Till Backhaus (SPD) kündigte bei dem Termin an, Schutzeinrichtungen für Robben bei Reusen an der ganzen Küste Mecklenburg-Vorpommerns einzuführen. 

Bislang gilt eine entsprechende Auflage für den Greifswalder Bodden. Bei der Ausweitung handle es sich um eine Vorsichtsmaßnahme. Es sei nicht nachgewiesen, dass eine Reuse der Grund für die jüngste Todesserie sei. 

Bis Ende Oktober sind laut Backhaus im Zeitraum von ungefähr einem Monat 44 Roben in Vorpommern tot aufgefunden worden. Seitdem seien zwei weitere tote Tiere gefunden worden. Im Durchschnitt sind es laut Backhaus sonst etwa 40 bis 50 Totfunde an den Küsten von Mecklenburg-Vorpommern im ganzen Jahr. Nach Untersuchungen der jüngst verstorbenen Tiere durch verschiedene Einrichtungen könnten Todesursachen wie etwa Viren oder Bakterien ausgeschlossen werden.

Experte: „Sehr lokales Ereignis“

Baschek, brachte zur Pressekonferenz eine Karte mit, die die Häufung im Südosten Rügens zeigte. Es gehe um ein „sehr lokales Ereignis“. Die Ursache für den Tod der vielen Robben, die sich eigentlich in einem sehr guten gesundheitlichen Zustand befunden hätten, innerhalb so kurzer Zeit müsse in einem Umkreis von etwa 20 bis 30 Kilometer liegen. Die Tiere zeigten seiner Aussage nach reichlich Symptome eines möglichen Erstickungstodes. Sie hätten teils erbrochenes Fressen und Schaum in der Luftröhre gehabt. Auch Gewebeuntersuchungen hätten in diese Richtung gewiesen. Der finale Beweis sei nicht zu erbringen, weil viel anderes ausgeschlossen werden müsste. 

Dass sich die Tiere in Netzen oder einer Reuse verfangen haben, könne nicht ausgeschlossen werden, sagte Baschek. „Da deutet auch einiges darauf hin, dass es eine Möglichkeit ist, aber es gibt auch Punkte, die nicht plausibel sind.“ So seien teils drei bis vier tote Tiere pro Tag am Strand entdeckt worden. So viele dieser großen Tiere passten nicht in die infrage kommende Reuse.

Verdächtigte Reuse laut Backhaus unauffällig

Der Verdacht, dass eine große Reuse bei Thiessow eine Rolle spielen könnte, hatte sich verstärkt, weil nach ihrer Entfernung Ende Oktober die Todesserie erst einmal endete. Die zuletzt gefundenen Tiere waren laut Baschek anders als zuvor schon stark verwest.

Die Reuse wurde laut Backhaus eingehend untersucht. Es seien keine Auffälligkeiten festgestellt worden. Auch DNA-Proben seien entnommen worden. Bezüglich der Ergebnisse verwies er auf die Ermittlungsbehörden. Die Wasserschutzpolizei und die Staatsanwaltschaft ermitteln. Das Meeresmuseum, das Biosphärenreservat Südost-Rügen und die Organisation Sea Shepherd hatten Anzeige gegen unbekannt gestellt.

Weitere Robben obduziert

Der Leiter des Landesamtes für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei in Rostock, Stephan Goltermann, sagte, die entsprechende Reuse habe etwa 600 Meter ins Wasser geragt. Was in der Region umhertreibe, komme dort zum Stillstand. Die Reuse sei nicht nach den ersten Totfunden abgebaut worden, weil sie fischereirechtlich einwandfrei gewesen sei.

Unterdessen haben Experten des Meeresmuseums am Donnerstag weitere Robben obduziert. Die laufenden Untersuchungen werden sich laut Baschek noch bis ins nächste Jahr ziehen. Man hoffe, zur Aufklärung beizutragen. „Es darf nicht nochmal vorkommen.“

Allerdings gab es schon 2017 eine ähnliche Häufung von Todesfällen bei Robben. Damals waren in einem etwas längerem Zeitraum etwa halb so viele Totfunde registriert worden. Die Staatsanwaltschaft stellte 2018 ihre Ermittlungen ohne Anklage ein. Damals waren für Reusen im Greifswalder Bodden Schutzeinrichtungen für Robben vorgeschrieben worden. 

Backhaus betonte, dass auch aktuell kein Zusammenhang zwischen Fischerei und den toten Kegelrobben bewiesen werden konnte. „Für mich gilt daher nach wie vor die Unschuldsvermutung.“