Mobilität: Gebrauchte Autos kaufen: Wichtige Tipps für einen guten und sicheren Deal

Auf Online-Marktplätzen sind über eine Million gebrauchte Autos erhältlich. Viele davon wären wohl ein guter Deal, einige Exemplare aber auch nicht. Experten geben Rat, was beim Kauf von Gebrauchtwagen zu beachten ist – und wo die Fallen lauern.

Gebrauchte Autos gibt es wie Sand am Meer. Leider sind darunter auch echte Gurken, bei denen die Verkäufer heilfroh sind, wenn sie endlich vom Hof rollen. Je nach Vertrag sind dann sämtliche Reparaturen und Nachbesserungen ausgeschlossen, die neuen Besitzer der Autos bleiben auf den Kosten sitzen. Damit genau das nicht passiert, sollte man sich vor dem Kauf bestmöglich über den Zustand des Autos im Klaren sein – und im Zweifel auch mal „Nein“ sagen. Die Recherche beginnt aber nicht erst am Auto – schon vorher sollte man sich informieren, auf wen man sich einlässt. Denn ein wichtiger Grundsatz lautet: „Buy the Seller“ (frei übersetzt „Kauf den Verkäufer“). Das bedeutet, dass man ein Fahrzeug nur dann kaufen sollte, wenn man beim bisherigen Besitzer ein gutes Gefühl hat. 

Wo finde ich den richtigen Handelsplatz für gebrauchte Autos?

Gerald Puhl, CEO der Gebrauchtwagen-Plattform heycar, erklärt, dass man sich im Vorfeld nur auf etablierten Plattformen informieren sollte. Facebook-Gruppen oder Hinterhof-Händler eigenen sich demnach weniger für die Recherche als Plattformen, auf denen Händler Bewertungen bekommen und Inserate gemeldet werden können. Sascha Vidahl, Kfz-Experte bei der HUK-Autowelt, gibt zudem Recherche-Tipps: „Die Suche nach gebrauchten Autos sollte man auf den einschlägigen Marktplätzen nicht schon im Vorhinein zu sehr einschränken. Nicht alle Händler geben alle Ausstattungsmerkmale an, wodurch man eventuell passende Fahrzeuge versehentlich ausschließt. Wenn Suchfilter gesetzt werden, dann so wenig wie möglich.“

Online-Kauf oder Besuch beim Händler?

Gerald Puhl erklärt, dass man auch gebrauchte Autos sicher im Internet kaufen kann – wenn man bestimmte Dinge beachtet. „Die wichtigsten Qualitätskriterien (z.B. Alter und Laufleistung) sollten direkt einsehbar sein. Ein frisches TÜV-Zertifikat bietet eine verlässliche Garantie, dass das Auto in einem guten Zustand ist und keine versteckten Mängel aufweist“, sagt er. Außerdem habe das Internet einen großen Vorteil, so Puhl weiter: „Generell haben Käufer:innen bei Online-Käufen ein 14-tägiges Widerrufsrecht, das ab dem Erhalt der Ware beginnt. Einige Gebrauchtwagenplattformen bieten erweiterte Widerrufsfristen und einen Gebrauchtwagenkauf mit Garantie an. Im Vorfeld sollte aber geklärt werden, wie eine mögliche Rückgabe abgewickelt wird. Ein Gebrauchtwagen ist eine große Investition, daher sollten Interessierte im Voraus wissen, ob der Anbieter eine kostenlose Abholung ermöglicht.“ Wer Versandkosten und Lieferbedingungen beachtet, so der heycar-CEO, könne eigentlich nichts falsch machen.

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Vidahl gibt für die Wahl des Händlers noch einen Tipp: „Bewertungen – egal ob positiv oder negativ – sollte man nur dann ernst nehmen, wenn längere Texte dabei sind und die Kunden sinnvolle Inhalte geschrieben haben. Alles andere lässt sich zu einfach fälschen. Unkommentierte Ein- oder Fünf-Sterne-Wertungen sind oft nicht seriös.“

Was ist der richtige Preis für gebrauchte Autos?

Traurig, aber wahr: Wenn ein Auto besonders günstig ist, ist das oft kein gutes Zeichen. Sascha Vidahl warnt: „Es klingt blöd, aber der Preis darf nicht zu günstig sein. Wenn ein Inserat für ein vermeintlich tolles Auto im Vergleich mit anderen Angeboten des gleichen Modells Tausende Euro abweicht, ist das in 90 Prozent der Fälle ein Zeichen dafür, dass irgendwas nicht stimmt. Verhandlungsspielraum gibt es immer, aber jedes Auto hat eine gewisse Preiskategorie, aus der sich seriöse Händler in der Regel nicht herausbewegen.“ Viele Online-Plattformen haben aus diesem Grund eine Preisskala innerhalb der Inserate, die auf einen Blick verrät, wo sich ein Fahrzeug preislich bewegt. So kann man starke Abweichungen von marktüblichen Kursen sofort erkennen.

Was sollte man beim Händler beachten?

Möchte man das Auto anschließend auf die herkömmliche Weise kaufen und fährt zum Händler, gibt es einige Dinge zu beachten. Denn ist der Kaufvertrag erstmal unterschrieben, gibt es bei persönlicher Abholung oft keinen einfachen Weg zurück. Bei der Begutachtung des Autos sollte man sich also Zeit lassen. „Manchmal erreicht man mit kleinen Helferlein tolle Ergebnisse. Ein Lackprüfer kostet unter 20 Euro – und verrät mir trotzdem, ob ein Auto mal einen Unfall hatte oder nachlackiert wurde. Wenn das nicht im Angebot steht, der Prüfstift aber eindeutig anzeigt, dass etwas gemacht wurde, würde ich Abstand nehmen. Unehrlichkeit ist ein Fass ohne Boden“, so Vidahl. Noch bevor die Fahrt losgeht, sollte man außerdem unter die Haube und ins Auto schauen. 

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„Bevor man den Schlüssel umdreht, sollte man den Kilometerstand mit dem allgemeinen Zustand abgleichen. So sauber ein Auto auch ist – manche Sachen lassen sich nicht verstecken. Wenn ein Fahrzeug mit 30.000 Kilometern völlig durchgesessen und abgegriffen ist, sollte das zu denken geben. Die Reifen sind dafür auch ein gutes Indiz, sofern sie nicht neu sind“, fügt Kfz-Experte Vidahl hinzu, „ein Blick auf den Motor kann auch nicht schaden, selbst wenn man wenig Ahnung hat. Ist irgendwo Öl zu sehen? Ein bisschen ist bei alten Autos nicht ungewöhnlich, zu viel kann auf ein Problem hindeuten. Wurde der Motor blitzeblank gereinigt? So toll es aussehen mag – das ist manchmal eine Taktik, um genau das zu verbergen. Vorsicht!“

Worauf sollte man bei einer Probefahrt achten?

Man muss kein Kfz-Meister sein, um Unstimmigkeiten bei Probefahrten zu bemerken, beruhigt Vidahl. „Bei einer Probefahrt sollte man möglichst jeden Gang einmal durchfahren. Dabei im Idealfall Radio ausmachen und genau zuhören. Gibt es störende Geräusche? Ruckelt der Wagen während der Beschleunigung? Wie hört sich das Lenken an? Knackt es? Und was passiert, wenn man das Lenkrad bei niedriger Geschwindigkeit loslässt? Zieht der Wagen zur Seite? Quietschen die Bremsen stark? Alles, was komisch wirkt, sollte unbedingt angesprochen und geklärt werden“, rät er. 

Dabei muss nicht jeder Mangel sofort auf ein größeres Problem hinweisen. Springt der Wagen zunächst nicht an oder sitzen die Bremsen beim ersten Losfahren fest, kann das lediglich einer längeren Standzeit geschuldet sein. Gibt das Auto jedoch kontinuierlich seltsame Geräusche von sich, sollte man nachhaken.

Wer kann mir beim Autokauf helfen?

Wer nicht das Glück hat, einen Experten zum Autokauf mitnehmen zu können, muss trotzdem nicht die Katze im Sack kaufen. Etliche Kfz-Prüfstellen, etwa Tüv, Dekra oder Gtü, bieten sogenannte Gebrauchtwagen-Checks an. Meist ist das mit einem Termin an den Standorten verbunden. Nutzen Sie die Probefahrt mit einem Besuch bei einem der genannten Dienstleister, kann dort mit einem geschulten Auge nach Mängeln gesucht werden. Vor allem erlaubt ein solcher Termin einen freien Blick unter das Fahrzeug, was auf den Parkplätzen der Händler oft nur sehr eingeschränkt möglich ist.

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Aber seien Sie fair: Sprechen Sie den Termin, der je nach Prüfer bis zu einer Stunde dauern kann, mit dem Verkäufer ab. Das sollten Sie nicht nur aus Gründen der Transparenz tun, sondern auch für sich selbst. Sollte der Verkäufer vehement widersprechen und Ihnen den Besuch der Prüfstelle untersagen, kann das ein Zeichen dafür sein, dass mit dem Fahrzeug vielleicht etwas nicht stimmt. Eine unkomplizierte Zustimmung hingegen zeigt, dass die Gegenseite offenbar nicht befürchtet, dass die Prüfung etwas Negatives zum Vorschein bringen könnte.

Was, wenn ich ein schlechtes Gefühl habe?

Die Antwort wollen viele nicht hören, aber es ist wahr: „Beim Autokauf sollte man auf sein Bauchgefühl hören. Es ist nicht leicht, das Traumauto stehen zu lassen, wenn man es unbedingt will. Aber wenn irgendwas nicht stimmt oder komisch wirkt, ist das trotzdem im Regelfall die beste Entscheidung“, erklärt Sascha Vidahl.

Wie schon gesagt: Es gibt mehr als eine Million Autos, die bei den Händlern zu haben sind – ein zweiter Versuch kann oft weniger Aufwand bedeuten, als ein Auto, dass nach dem Kauf Probleme macht.