Insekten-Superkolonien: Eingewanderte Ameisenart wird im Südwesten erforscht

Wie kann der Vormarsch der Ameisenart Tapinoma magnum eingedämmt werden? Bei einem neuen Forschungsprojekt können laut einem Abgeordneten künftig auch Bürger mitmachen.

Ameisen der als invasiv geltenden Art Tapinoma magnum drangen im badischen Kehl bereits in Häuser ein, lösten Ausfälle von Strom und Internet aus und zerstörten Fugen einer Gartenmauer. Auch andere Kommunen sind vom Vormarsch der schwarzen Insekten betroffen. Das Landesumweltministerium will nun ein Forschungsprojekt zu der aus dem Mittelmeerraum stammenden Ameisenart mit 210.000 Euro fördern, wie der Kehler Landtagsabgeordnete Bernd Mettenleiter (Grüne) mitteilte. Zuvor berichtete die „Mittelbadische Presse“.

Der Parlamentarier nannte das Schadenspotenzial der Ameisen enorm. Mit konventionellen Maßnahmen sei den Krabblern kaum beizukommen. Das Forschungsvorhaben solle zu konkreten Ratschlägen für Kommunen und Bürger führen. Ziel sei es dabei, die Invasion einzudämmen.

Die wissenschaftliche Expertise komme von den Staatlichen Naturkundemuseen in Stuttgart und Karlsruhe. Es ist demnach geplant, dass Bürgerinnen und Bürger Beobachtungen melden und Proben einsenden können.

Abgeordneter: Nächster Sommer kommt bestimmt

Mettenleiter machte deutlich, dass schnell gehandelt werden müsse – „der nächste Sommer kommt bestimmt, und von alleine werden die Ameisen nicht verschwinden“, sagte er laut einer Mitteilung.

Der finanzpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion im Stuttgarter Landtag, Markus Rösler, bestätigte der Deutschen Presse-Agentur, der Finanzausschuss habe auf Initiative seiner Fraktion die Mittel bereits gebilligt. „Es gibt eine harte Problemlage“, fügte er mit Blick auf die Ameisenplage hinzu. Die noch ausstehende endgültige Billigung des Landesparlaments Mitte kommenden Monats ist dem Finanzexperten zufolge eine Formsache. 

Kinderspielplatz wegen Ameisen geschlossen

Kehl schaffte bereits ein eigenes Gerät an, um die krabbelnden Tiere in ihren Nestern mit heißem Wasser zu vernichten. Es sind zwar im Südwesten auch andere Gemeinden betroffen, die Stadt im Ortenaukreis gilt aber als ein Hotspot. Da Ameisen den Boden eines Kinderspielplatzes der Oberrhein-Kommune unterhöhlten, wurde er wegen Unfallgefahr geschlossen.

In zwei Stadtteilen entstanden der Stadtverwaltung zufolge sogenannte Superkolonien mit Nestern auf jeweils mehreren Hektar. Es gab laut Angaben von Ende September Millionen Tiere und mehrere Hundert Königinnen. 

Tapinoma magnum an mehreren Orten dokumentiert

Der Kampf gilt auch deshalb als schwierig, weil die Tapinoma magnum aussieht wie eine normale heimische Ameise. Der Name lässt auch vermuten, dass sie besonders groß sind – das ist aber laut Experten nicht der Fall.

Die eingewanderte Art ist nach früheren Angaben im Südwesten seit mehreren Jahren an verschiedenen Orten dokumentiert, darunter in Lörrach, Karlsruhe und Heidelberg. Betroffen sind zudem angrenzende Regionen in Rheinland-Pfalz, Hessen und Ostfrankreich.

Die Insekten können einem Experten zufolge keine Krankheiten übertragen – es sei aber nicht ausgeschlossen, dass sie bei Menschen kurzfristige Allergien auslösten. Die psychische Belastung bei einem massiven Ameisenbefall sei nicht zu unterschätzen, hatte der Biologe Bernhard Seifert vom Senckenberg Museum für Naturkunde in Görlitz gesagt.