Viel Interesse bei Urlaubern: „Delfine auf vier Beinen“ – Alpakas sind gefragt

Wanderungen mit Alpakas wird eine therapeutische Wirkung nachgesagt. Auch die Tourismuswirtschaft in Sachsen hat die flauschigen Tiere für sich entdeckt. Gewisse Regeln sollte man aber beachten.

Tiere für die Seele: Die flauschigen südamerikanischen Alpakas geraten in Sachsen immer mehr in den Blick der Tourismuswirtschaft. „Vor allem im Bereich des Familienurlaubs sind Übernachtungsangebote auf Alpakahöfen sehr beliebt“, sagte der Geschäftsführer des Tourismusverband Vogtland, Andreas Kraus, in Auerbach im Vogtland.

Wanderungen mit den sanftmütigen Tieren seien ein Ausgleich zum hektischen Alltag, sie belebten Körper und Geist. Vor einem zu engem Kontakt mit den Tieren und möglichen Erregern hatte unlängst das Jenaer Friedrich-Loeffler-Institutes gewarnt und sich so den Unmut der Alpaka-Halter zugezogen. Mittlerweile stellte das Institut klar, das sich diese Warnung nicht auf Alpaka-Wanderungen bezogen habe.

150 Halter in Sachsen

Etwa 30 landwirtschaftliche Haupt- und Nebenerwerbsbetriebe mit zusammen etwa 600 Tieren sind nach eigenen Angaben im Alpaka- und Lama-Zuchtverband Mitteldeutschland organisiert. Hinzu kommen 26 Hobbytierhalter mit schwankenden Tierzahlen. Insgesamt gebe es in Sachsen etwa 150 Halter, hieß es. 

Alpakas seien „in“, sagte die Präsidentin des Verbandes, Andrea Reinhardt. Alpakas und Lamas blökten nicht wie etwa Schafe oder Ziegen und zerstörten keine Umzäunung. Sie seien in der Haltung sehr genügsam und Alpaka-Wolle werde als Edelfaser gehandelt. 

Wanderungen mit Lamas und Alpakas seien für Menschen fast jeden Alters geeignet und passten zudem sehr gut zu ganzjährigen Tourismus-Konzepten, zumal Outdoor-Aktivitäten immer beliebter würden, sagte Andreas Kraus vom Tourismusverband. Die Nachfrage nach diesem besonderen Erlebnis habe in den vergangenen Jahren immer mehr zugenommen. Die Gäste könnten sich an der frischen Luft bewegen – zu jeder Jahreszeit, unabhängig von Sonne und Schnee. Zurzeit gebe es sogar Angebote für Winter- oder Glühweinwanderungen mit Alpakas und Lamas.

Alpakas sind keine Kuscheltiere

„Die Ansage vom Friedrich-Loeffler-Institut hat mich auch getroffen“, sagte Pia Schindler vom Hof „Alpakas vom Silberberg“ in Lengefeld im Erzgebirge. So etwas „habe das Zeug, jemandem das Geschäft kaputtzumachen.“ Sie halte es für ärgerlich, wenn alle Alpaka-Halter in einen Topf geworfen würden. Bei ihr würden die Teilnehmer vor einer Alpaka-Wanderung in den Umgang mit den Tieren eingewiesen. Alpakas seien keine Kuscheltiere. Und: „Alpaka-Küssen gibt es bei uns ohnehin nicht.“ Nach der Wanderung würden die Teilnehmer ausdrücklich darauf hingewiesen, sich die Hände zu waschen.

Martina Hofmann betreibt den Hof „Alpaka Glück“ in Frauenstein im Erzgebirge auf einem der ältesten Gehöfte des Ortes. 54 Tiere stehen in den Ställen. Auf dem Hof gibt es ein Haus für Gäste, im Hofladen wird Alpaka-Wolle verkauft, auch Alpaka-Betten und -Teppiche. Der Hof nimmt auch im Ausland an Alpaka-Shows teil.

Die Gegenwart der Tiere verändert die Menschen

Martina Hofmann vergleicht die Spaziergänge mit den sanften Tieren mit Delfin-Therapien. Alpakas seien wie „Delfine auf vier Beinen“. Die Tiere spürten, wenn jemand nicht so schnell laufen könne und passten sich an. Die Gegenwart der Tiere verändere die Menschen.

Nach der Warnung des Friedrich-Loeffler-Instituts, durch einen zu engen Kontakt mit den Tieren könnten Krankheiten übertragen werden, waren Alpaka-Halter auf die Barrikaden gegangen. Die Wissenschaftler hätten Anrufe mit sehr unschönen Äußerungen erhalten, sagte Institutssprecherin Elke Reinking. 

Mittlerweile hat sich das Institut korrigiert. Zwar sei es weiter richtig, dass die Tiere Krankheiten übertragen könnten. Die Gefährdung sei jedoch nicht höher als bei anderen Nutztieren auch, etwa bei Rindern oder Schafen. Oder bei Hund und Katze, wie Andrea Reinhardt vom Alpaka- und Lama-Zuchtverband Mitteldeutschland meint. Schätzungen gehen aktuell von 35.000 bis 40.000 Lamas und Alpakas in Deutschland aus.