Aus für Ortungsgeräte: Unterstützung und Unverständnis für Handy-Verbot in Kitas

In Hanauer Kindertagesstätten sind keine ortbaren Geräte mehr erlaubt. Doch Taschen werden nicht durchsucht.

Handys, GPS-Tracker, Smartwatches und andere ortbare Geräte sind ab diesem Montag in den städtischen Kindertagesstätten in Hanau verboten. Mit dieser Anordnung hat Bürgermeister Maximilian Bieri (SPD) für Aufsehen und Diskussionen gesorgt. Es gab Zustimmung, aber auch scharfe Kritik.

„Für mich ist klar, dass wir keine Ortungsgeräte in Kindertagesstätten brauchen“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Vor allem in Hanau habe er viel Unterstützung für das Verbot bekommen. „Es kam aber auch zu harten Gegenreaktionen. So solle ich mich als Bürgermeister aus dem Privatleben heraushalten.“ Aber darum gehe es nicht, sondern darum, welche gemeinschaftlichen Regeln es in öffentlichen Einrichtungen gebe, erklärt er.

„Wir üben unser Hausrecht aus“ 

Ihn habe sogar eine Klageandrohung erreicht, der er aber gelassen entgegensehe, sagte Bieri weiter. „Wir üben unser Hausrecht aus und niemand muss sein Kind in unsere Kitas bringen.“ Die Kitas hätten Schutzkonzepte, und alle Fachkräfte seien in Kinderschutz und Pädagogik geschult. Außerdem seien die Einrichtungen für Fremde nicht so einfach betretbar

Bieri, der auch Sozialdezernent ist, hatte das Verbot damit begründet, dass die Möglichkeit einer dauerhaften Ortung zwar in privaten Situationen hilfreich sein könne, in Kindertagesstätten jedoch nicht nur überflüssig, sondern sogar kontraproduktiv sei. „Jedes Kind hat das Recht auf Selbstbestimmung und darauf, seine Umwelt frei und ohne ständige Überwachung zu erkunden. Der Einsatz von GPS-Trackern, Handys, Smartwatches und Ähnlichem kann dieses Recht erheblich einschränken und das Gefühl vermitteln, unter ständiger Beobachtung zu stehen.“

„Handys in Kita noch kein Massenphänomen“

Eine genaue Größenordnung, wie viele Kita-Kinder Ortungsgeräte und Handys bei sich haben, hat die Stadt nicht. „Wir haben keine Zählung vorgenommen. Handys in Kitas sind noch kein Massenphänomen, wir sind hier in Hanau vor der Lage.“

Taschen- oder Einlasskontrollen, ob das Verbot eingehalten wird, soll es nach seinen Worten nicht geben. Das Thema solle sensibel und mit gesundem Menschenverstand angegangen werden. „Wir vertrauen und bauen auf das Verständnis der Eltern.“

Unterstützung vom Kitaverband

Rückendeckung bekommt Hanau vom Deutschen Kitaverband. „Auch wenn es nachvollziehbar ist, dass Eltern aus einem Bedürfnis nach vermeintlicher Sicherheit heraus die Bewegungsdaten ihrer Kinder tracken wollen, ist der Einsatz von Smartwatches und ortbaren Geräten aus pädagogischer Perspektive nicht sinnvoll“, sagte die Bundesvorsitzende Waltraud Weegmann der dpa. 

Ein solcher Schritt widerspreche zudem dem Recht der Kinder auf Selbstbestimmung. Kita-Kinder seien außerdem entweder auf einem abgeschlossenen Gelände oder bei einem Ausflug unter der Aufsicht der Erzieher und Erzieherinnen. „Ich appelliere hier zu mehr Vertrauen der Eltern in die Kompetenz der Fachkräfte,“ betonte Weegmann.

Bislang nur wenig Probleme in Kassel

„Dem Grunde nach können wir die Intention der Stadt Hanau nachvollziehen“, erklärte eine Sprecherin der Stadt Kassel. Bislang sei das Thema in den städtischen Kitas nur einmal aufgetreten. „Die Situation konnte mit den Sorgeberechtigten zufriedenstellend besprochen werden.“ In städtischen Kitas sei die Nutzung von Smartphones und Smartwatches nicht erlaubt. „Sofern uns die Thematik zukünftig häufiger begegnen sollte, würden wir diese um GPS-Tracker erweitern“, so die Sprecherin.

Kein Trackingverbot in Darmstadt

In Darmstadt gibt es kein Trackingverbot in Kitas. Eine solche Maßnahme ist nach Angaben der Stadt auch nicht geplant. „Wir finden das Tracking von Kindern in Kitas nicht gut, unseres Wissens nach findet es in den städtischen Kitas auch nicht statt“, erklärte Bürgermeisterin Barbara Akdeniz (Grüne). Vor einem generellen Verbot der Nutzung von GPS-Trackern, Smartwatches und ähnlichen Geräten in Kitas sei es jedoch wichtig, die rechtlichen Rahmenbedingungen sorgfältig zu prüfen, insbesondere in Hinblick auf Datenschutz, Elternrechte und den Erziehungsauftrag der Einrichtungen. 

„Darüber hinaus setzen wir auf Sensibilisierung statt allein auf Verbote“, erklärte Akdeniz weiter. Eltern könnten durch direkte Kommunikation, gezielte Informationsangebote und Dialogformate besser verstehen, wie ein geschützter, vertrauensvoller Raum für ihre Kinder zur Förderung von Eigenständigkeit beitrage.