Die deutschen Handballerinnen scheitern gegen die Niederlande vor allem an ihrer eigenen Abschlussschwäche. Nun geht es bei der EM gegen Island.
Mit leeren Blicken und hängenden Köpfen schlichen Deutschlands Handballerinnen nach dem herben EM-Dämpfer gegen die Niederlande vom Parkett. Die 22:29 (14:15)-Pleite im Duell mit dem WM-Fünften hat die zarten Medaillenträume der Schützlinge von Bundestrainer Markus Gaugisch früh im Turnier fast schon platzen lassen. Für das erste EM-Edelmetall seit 30 Jahren benötigen die DHB-Frauen nun ein kleines Handball-Wunder.
„Das ist eine absolut verdiente Niederlage. Wir hatten einen super Start und viel Schwung. In der zweiten Halbzeit haben uns die Niederländerinnen gezeigt, warum sie vor uns stehen“, sagte Gaugisch. Und Jubilarin Alina Grijseels, die in ihrem 100. Länderspiel mit fünf Toren beste deutsche Werferin war, resümierte: „Die Enttäuschung ist riesengroß, das Spiel in dieser Deutlichkeit verloren zu haben. Wir haben zu viele leichte Fehler gemacht und in der zweiten Halbzeit auch die nötige Struktur vermissen lassen.“
Letzter Vorrundengegner ist am Dienstag (20.30 Uhr) Island. Bei einem Sieg stünde die DHB-Auswahl sicher in der Hauptrunde, in die sie durch die Pleite gegen die Oranje-Auswahl jedoch mit null Punkten gehen würde. In der zweiten Turnierphase warten mit Olympiasieger Norwegen und dem Olympia-Dritten Dänemark zwei heiße Gold-Anwärter.
Blitz-Start der DHB-Auswahl
Neben der erkrankten Viola Leuchter, die schon beim 30:17-Auftaktsieg gegen die Ukraine gefehlt hatte, musste die DHB-Auswahl kurzfristig einen weiteren Ausfall verkraften. Spielmacherin Annika Lott musste angeschlagen ebenfalls passen. Dennoch startete die deutsche Mannschaft vor 2.437 Zuschauern in Innsbruck furios in die Partie und lag nach knapp sieben Minuten beim 6:3 mit drei Toren vorn. Die Abwehr stand sicher, dahinter war Torfrau Katharina Filter ein starker Rückhalt.
Im Angriff lief es zunächst ebenfalls rund. Vor allem aus dem Rückraum mit EM-Debütantin Nina Engel sowie den Co-Kapitäninnen Emily Bölk und Grijseels kam viel Gefahr. Auch eine frühe Auszeit des niederländischen Trainers brachte das DHB-Team nicht aus dem Rhythmus. Der Lohn war eine Sechs-Tore-Führung beim 10:4 nach gut zwölf Minuten.
Deutsches Team zeigt Nerven
Doch dann kam der Bruch. Mitte der ersten Halbzeit vergaben die DHB-Frauen reihenweise Chancen, darunter drei Siebenmeter. So holte die Oranje-Auswahl Tor um Tor auf. „Wir haben ein bisschen die Ruhe verloren und zack war es ein anderes Spiel“, sagte Rückraumspielerin Xenia Smits.
Nach knapp 25 Minuten war das komfortable Polster beim 12:12 aufgebraucht. In dieser Phase blieb Deutschland mehr als fünf Minuten ohne Treffer. Zudem bekam Filter keine Hand mehr an den Ball, für sie rückte Sarah Wachter zwischen die Pfosten. Immer wieder scheiterten die Gaugisch-Schützlinge an Yara Ten Holte im Tor der Niederländerinnen, die mit insgesamt 16 Paraden überragte.
Keine Besserung in der zweiten Halbzeit
Nach dem Wechsel setzte sich die Misere im Angriff fort. Trotzdem blieb das Match bis zum 18:18 eng. Mitte der zweiten Halbzeit setzten sich die Niederländerinnen dann aber erstmals mit drei Toren ab. Diesem Rückstand lief die deutsche Mannschaft vergeblich hinterher. In der Schlussphase taten sich auch in der Defensive immer mehr Lücken auf, sodass die erhoffte Wende ausblieb. „Wir hatten in der zweiten Halbzeit überhaupt keinen Zugriff mehr. Im Angriff haben wir viele Chancen liegengelassen und in der Abwehr nicht konsequent genug zugepackt“, räumte Smits ein.