Einfache Sprache, ÖPNV und Co.: Barrierefreiheit für Menschen mit Behinderung: Wo hapert’s im Alltag?

Der 3. Dezember ist Internationaler Tag der Menschen mit Behinderungen. Mit der Barrierefreiheit klappt es jedoch in vielen Bereichen längst nicht so gut, wie es sollte.

Am 3. Dezember ist der Internationale Tag der Menschen mit Behinderungen. Der von der Generalversammlung der Vereinten Nationen ausgerufene Gedenktag wurde 1993 eingeführt. Er soll das Bewusstsein für Belange von Menschen mit Behinderungen fördern und auf immer noch bestehende Barrieren in unterschiedlichsten Lebensbereichen aufmerksam machen. Denn diese bestehen noch zahlreich.

Beim Thema Behinderungen haben viele häufig das Bild eines Menschen im Rollstuhl oder mit Blindenstock vor Augen. Das Spektrum an Behinderungen ist jedoch wesentlich breiter. „Menschen mit Behinderung sind keine homogene Gruppe“, sagt Dorothee Czennia vom Deutschen Behindertenrat der Nachrichtenagentur AFP. Entsprechend unterschiedlich seien die Barrieren im Alltag:

Barrierefreiheit

Wirklich frei von Barrieren sind die wenigsten Lebensbereiche für Betroffene. Nach wie vor kann schon ein kaputter Fahrstuhl für einen Menschen mit Behinderung ein nahezu unlösbares Hindernis darstellen.

Das unterstreicht auch Jürgen Dusel, Beauftragter der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen: „Behinderungen können vielfältig sein, was auch bedeutet, dass Barrierefreiheit nicht immer nur mit einer Rollstuhlrampe hergestellt ist, das ist ein Stereotyp.“ Barrierefreiheit bedeute daher im Gegensatz zu früher nicht nur freie Fahrt für Rollstühle. Auch Gehörlose, Blinde und Menschen mit anderen Einschränkungen sollten am Leben genauso teilhaben können, wie alle anderen.Interview Raul Krauthausen, 20.40

Meist werde im Alltag über Barrierefreiheit im baulichen Bereich diskutiert, erklärt Dusel. Angefangen bei Wegen, Straßen und Gebäuden, die im Alltag passiert werden wollen, werde im Ergebnis zwar zunehmend mehr barrierefrei gebaut in Deutschland. Es bleibe aber „noch eine Menge zu tun, denn noch längst wird Barrierefreiheit und Zugänglichkeit nicht überall bei der Planung mitgedacht“, wie Dusel auf der Homepage seines Amtes ausführt.

Neben der simplen Rampe vor der Tür gehe es „um breite Türen, barrierefreie Fahrstühle und Toiletten“, sagt Dusel. „Das ist insbesondere wichtig für Menschen, die im Rollstuhl sitzen. Aber auch Menschen mit Sehbehinderungen, taube Menschen oder Menschen mit Hörbeeinträchtigungen oder mit kognitiven Einschränkungen.“

Straßenverkehr und ÖPNV

Was für Menschen ohne Behinderung lediglich ein Ärgernis bedeutet, schränkt die Mobilität anderer mitunter stark ein. Das reicht von viel zu kurzen Phasen an der Fußgängerampel und fehlenden Fahrstühlen, bis zu hohen Bordsteinen und zugeparkten Wegen. Auch schmale Bürgersteige und ungeeignete Sitzplätze in Bussen und Bahnen sind ein Problem.Auftakttext Diskuthek Inklusion

Doch auch in diesem Bereich gibt es Verbesserungen. An Haltestellen und Bahnhöfen – zumindest in Metropolregionen – gebe es inzwischen oft Rampen, Leitsysteme und Markierungen am Boden, die sich gut erkennen und ertasten ließen, wie das Bundesministerium für Arbeit und Soziales zusammenfasst. Sie seien wichtig für Menschen, die diese Orte etwa im Rollstuhl besuchen oder nur eingeschränkt sehen können. Längst sind jedoch noch nicht alle Angebote des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) barrierefrei.

Digitalisierung

Menschen mit Sehbehinderungen, kognitiven oder motorischen Einschränkungen sowie gehörlose Personen würden besonders von barrierefreien digitalen Angeboten profitieren. Auch in diesem Bereich gibt es bundesweit noch Luft nach oben. Ein nicht untertiteltes Video etwa könne in lärmender Umgebung zur Hürde werden, so der Bundesbeauftragte für IT, Markus Richter, auf seiner Homepage. Auch der Kontrast auf einem Handy-Bildschirm könne derart gering sein, dass es problematisch wird, den Inhalt zu erkennen. Eine unübersichtliche Struktur in einem Dokument könne uns vorübergehend überfordern und den Inhalt unverständlich machen.

Einfache Sprache

Nicht zuletzt sichert auch Einfache Sprache die Teilnahme im Alltag. Sie hilft unter anderem Personen mit kognitiven Einschränkungen beim Verständnis digitaler Inhalte. Einfache Sprache ist eine abgespeckte Version der Standardsprache. Die Kommunikation in Einfacher Sprache wird mithilfe kurzer Sätze und Wörter sowie mit nur wenigen Kommas verwirklicht.

Quellen:HP Bundesbeauftragter, Bundesministerium für Arbeit und Soziales, mit Nachrichtenagentur AFP