Die zuständige Kita-Ministerin lässt die Kritik der Bertelsmann Stiftung an sich abprallen. Die Aussagen der Studie seien falsch, sagt Simone Oldenburg.
In Mecklenburg-Vorpommerns Kitas ist das Ausbildungsniveau des Personals in den vergangenen Jahren einer Studie zufolge gesunken. Hatten im Jahr 2017 in neun von zehn Einrichtungen mindestens 82,5 Prozent der Mitarbeiter eine Qualifikation als Erzieher oder mehr, sank die Quote bis 2023 auf gut sieben von zehn. Das teilte die Bertelsmann Stiftung mit. Der Wert von 82,5 Prozent gilt demnach als anstrebenswert für eine gute Bildung in der Kita.
Der Nordosten gehört laut Bertelsmann Stiftung trotzdem noch zu den Bundesländern mit einem hohen Anteil entsprechend qualifizierten Kita-Personals. Thüringen, Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt liegen allerdings vor MV. In den alten Bundesländern sind die Werte deutlich geringer als im Osten.
Gezählt wurden Ausbildungen wie der klassische Erzieher, Heilpädagoge oder Sozialpädagoge. Die 2017 in Mecklenburg-Vorpommern eingeführte dreijährige Berufsausbildung „Erzieher/in für 0- bis 10-Jährige“ zählt die Bertelsmann Stiftung nach eigenem Bekunden nicht mit.
MV-Kita-Ministerin Simone Oldenburg (Linke) nannte die Aussagen zum Nordosten in der Bertelsmann-Studie falsch. „Der Anteil der pädagogischen Fachkräfte liegt in unserem Land bei 95,2 Prozent. Das ist ein Spitzenwert im bundesweiten Vergleich.“ Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) wiederum unterstützte die Aussagen der Bertelsmann Stiftung. Ein Teil der Kita-Mitarbeiter, die das Land als Fachkräfte mitrechne, seien nach den Kriterien der Stiftung keine, und das zurecht. Als Beispiele nannte die GEW Hebammen oder Physiotherapeuten. Sie seien kein pädagogisches Personal. Das Land habe den Berufekatalog noch weiter öffnen wollen, was man als Gewerkschaft verhindert habe.
In MV die meisten Kita-Kinder je Fachkraft
Kritisch sieht die Bertelsmann-Stiftung die nach wie vor hohe Zahl betreuter Kinder je Fachkraft in MV im Vergleich zu anderen Bundesländern. Sie ist in Mecklenburg-Vorpommern bundesweit nach wie vor am höchsten, wie aus der Studie weiter hervorgeht. So kommen im Kindergarten statistisch gesehen 12,1 Kinder auf eine Erzieherin. In Berlin sind es demnach 7,6. Die Stiftung empfiehlt einen Wert von 7,5. Kleine Kindergruppen gelten ebenfalls als wichtiger Faktor für eine gute Bildung in der Kita.
Bundesweit geht der Stiftung zufolge in immer mehr Kitas der Anteil der Mitarbeiter zurück, die mindestens über eine Qualifikation als Erzieher oder Erzieherin verfügen. Weil in vielen Einrichtungen das Personal fehle, würden immer mehr Menschen ohne die formalen pädagogischen Voraussetzungen eingestellt, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Das sieht die Stiftung auf Dauer kritisch. „Verschiedene Studien zeigen, dass eine niedrige Fachkraft-Quote im Team die Qualität der pädagogischen Arbeit mindert und den professionellen Anspruch der Fachkräfte gefährden kann“, hieß es.