Ärmere Menschen finden häufig eine Bleibe nur noch bei öffentlichen Wohnungsunternehmen. Dies kann nach Ansicht des Stadtplaners Prof. Uwe Altrock die Probleme im sozialen Miteinander verstärken.
Der Mangel an bezahlbaren Wohnungen macht es aus Expertensicht zunehmend schwieriger, durchmischte Quartiere als Zuhause für verschiedene gesellschaftliche Gruppen zu schaffen. In den zurückliegenden Jahren habe sich schleichend eine starke Konzentration der am stärksten sozial Benachteiligten in Wohnsiedlungen öffentlicher Unternehmen und in sehr einfachen Wohnlagen durchgesetzt, erklärt der Stadtplaner Prof. Uwe Altrock von der Universität Kassel. „Einfach weil sich die Ärmeren sonst keine anderen Wohnungen mehr leisten können.“ Die Entwicklung sei durch soziale Stadterneuerung kaum mehr aufzuhalten gewesen.
In einem neuen „Bündnis für sozialen Zusammenhalt in Hessen“ will die Landesregierung gemeinsam mit Partnern ausloten, wie sich das soziale Miteinander verbessern lässt. Kernelement ist eine Stadtplanung für die soziale Quartiersentwicklung. Das Bündnis will am heutigen Donnerstag (10.30 Uhr) in Wiesbaden zu seinem Gründungstreffen zusammenkommen. Das Bündnis ist Teil der Landesinitiative „Zusammen mehr erleben“. Sie bietet Kommunen Fördermittel für den Städtebau zur Stärkung des sozialen Miteinanders. Dies kann unter anderem die Sanierung oder der Neubau von Kitas, Bürgerzentren oder Jugendtreffs sein.
Durch immer neue Flüchtlingswellen beginne die Integrationsarbeit in den Quartieren oft immer wieder von Neuem, erläuterte Professor Altrock. Da soziale Förderprogramme bisweilen zeitlich begrenzt sind, seien die Integrationserfolge vor Ort gefährdet. Öffentliche Wohnungsunternehmen versuchten inzwischen, dafür zu werben, einen gewissen Teil Bessergestellte in ihren Quartieren aufnehmen zu dürfen, erläuterte der Stadtplaner. Aber wenn es in den betreffenden Städten ohnehin zu wenige Wohnungen gibt, wollten die Kommunen die wenigen preiswerten eher nicht an Bessergestellte vermieten lassen. „Hier stehen also sozialer Zusammenhalt im Quartier und Wohnungsversorgung für die Ärmeren in einem schwer auflösbaren Konflikt.“
Landesinitiative