Seit einigen Jahren sinken die Geburtenzahlen in Mecklenburg-Vorpommern. In der Folge gehen weniger Kinder in die Kita. Wird die Betreuung dadurch besser oder spart die öffentliche Hand?
Erstmals seit mehr als 20 Jahren werden in Mecklenburg-Vorpommern weniger Kinder betreut. Am Stichtag 1. März 2024 zählte das Statistische Amt 116.664 Mädchen und Jungen in Kitas, Horten und bei Tagesmüttern. Ein Jahr zuvor waren es fast 1.000 mehr gewesen, wie das Amt mitteilte.
In den vergangenen zwei Jahrzehnten stieg die Zahl der betreuten Kinder stetig. Der Rückgang jetzt beträgt 0,7 Prozent.
Ursache Geburtenrückgang
Der Grund für die Wende: Seit einigen Jahren werden in MV weniger Kinder geboren. Dem großen Absturz nach der Wende wegen wirtschaftlicher Unsicherheit und Abwanderung folgte ein jahrelanger Aufwärtstrend bis 2018, als 12.274 Babys in MV geboren wurden. Dann drehte die Entwicklung ins Minus. 2023 erblickten nur 8.633 Babys im Nordosten das Licht der Welt – weniger als 2004.
Diese Entwicklung kommt jetzt in den Kitas an: Die Zahl der dort betreuten Null- bis Fünfjährigen sank dem Amt zufolge vom 1. März 2023 bis zum 1. März 2024 um überdurchschnittliche 2,7 Prozent.
Was folgt aus der abnehmenden Kinderzahl?
Die Bertelsmann Stiftung empfiehlt, den Trend für eine Verbesserung der Bildungsqualität zu nutzen. Die Zahl der betreuten Kinder je Fachkraft sollte verringert werden, empfehlen die Experten der Stiftung, die jährlich einen Bericht zur Kita-Qualität in den Ländern herausgibt. Die Kindergruppen in MV sind demnach bundesweit am größten.
Dem schließt sich die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) an. „Bislang hieß es aus dem Bildungsministerium immer: Wir können die Gruppen nicht kleiner machen, weil wir kein Personal haben. Das wird nun mit deutlich weniger Kindern anders sein“, sagt die GEW-Landesvorsitzende Ulrike von Malottki. Die ersten Kitas schlössen, Erzieherinnen und Erzieher ständen vor der Entlassung. „Jetzt müssen wir uns darauf konzentrieren, das fachlich qualifizierte Personal zu halten und die Gruppen von der Kita bis in den Hort deutlich zu verkleinern.“ Malottki will mit der Landesregierung darüber sprechen.
Mehr Kinder aus Migrantenfamilien
Die Anforderungen an die Erzieherinnen und Erzieher steigen. Laut Statistik-Amt nimmt die Zahl der betreuten Kinder aus Einwanderer-Familien zu. In den Kitas und Horten hat inzwischen jedes neunte Kind einen Migrationshintergrund. Bei mehr als 70 Prozent von ihnen wird den Angaben zufolge zu Hause überwiegend nicht deutsch gesprochen.