Grimme-Preisträger Oliver Kalkofe bringt die Comedyshow „Faking Bad“ an den Start. Die spannende Entstehungsgeschichte gibt’s im Interview.
Für sein kultiges Satire-Format „Kalkofes Mattscheibe“ (1994-1998, 2003-2008, 2012-2021) wurde Oliver Kalkofe (58, „Der Wixxer“) vielfach ausgezeichnet, darunter im Jahr 1996 mit dem Grimme-Preis sowie 1998 und 2005 mit dem Comedy-Preis. Nun steht eine neue Comedyshow von und mit ihm in den Startlöchern: „Faking Bad – Besser als die Wahrheit“.
Die ersten beiden von sechs Folgen sind ab Donnerstag (27. Juni) in der ARD Mediathek zu sehen. Im Ersten wird die Show ab 11. Juli, donnerstags um 22:50 Uhr ausgestrahlt und danach in den dritten Programmen wiederholt: BR ab 19. Juli, WDR ab 26. August, RBB ab 6. September und NDR ab 16. Oktober.
In der TV-Show sollen sich je vier der Comedy-Topstars Torsten Sträter, Oliver Welke, Katrin Bauerfeind, Michael Mittermeier, Laura Larsson, Olaf Schubert, Laura Karasek, Peter Rütten, Simon Pearce und Michael Kessler auf „extrem bizarre Fragen noch verrücktere Antworten ausdenken“. Wer am besten „täuscht und manipuliert“, gewinnt. „Endlich lernen wir, wie Fake-News hergestellt werden und warum bekloppte falsche Wahrheiten so häufig für uns leichter zu glauben sind als die absurde wirkliche Wahrheit“, sagt Host Oliver Kalkofe.
Die spannende Entstehungsgeschichte seiner neuen Show erzählt der gebürtige Hannoveraner im Interview mit spot on news. Und da das vielversprechende Format mitten in der Fußball-Europameisterschaft startet, kommt das Multitalent um ein paar Fragen dazu auch nicht herum.
Mit „Faking Bad – Besser als die Wahrheit“ startet eine neue Comedyshow oder wie Sie es nennen, ein „Quiz-Impro-Comedy-Battle-Mix“. Worum geht es genau in der Show? Und was unterscheidet sie von anderen vergleichbaren Formaten?
Oliver Kalkofe: Ich habe mich gefragt: Welche Formate finde ich selbst toll und was fehlt mir jeweils bei ihnen? Daraus folgte: Wie kann ich die besten Ansätze so zusammenbauen, dass ich es gern sehen und vor allem auch spielen würde? So entstand die Idee für „Faking Bad“: Quiz-Fragen, aber lustig und verblüffend, Impro-Talk und absurdes Fabulieren, dazu aber ein Battle und jeder muss versuchen, den anderen reinzulegen. Daraus entstand ein Mix aus bekannten Elementen, der dennoch ganz neu ist – und vor allem verdammt viel Spaß macht.
Was müssen die prominenten Teilnehmerinnen und Teilnehmer mitbringen, um zu gewinnen?
Kalkofe: Man sollte clever täuschen und geschickt manipulieren können, ebenso sollte man Spaß an absurden Gedankenverknüpfungen haben. Kurz gesagt: Bluffen und gepflegte Scheiße labern.
Wer hat Sie in den Sendungen ganz besonders überrascht?
Kalkofe: Besonders spannend war zu beobachten, dass wirklich jedes neue Panel auch die Spiel-Dramaturgie vollkommen verändert hat. Sträter hat das Spielprinzip quasi inhaliert, aber mit Welke, Pearce und Mittermeier kam harte Konkurrenz ins Feld, die er nicht einschätzen konnte. Und ein Olaf Schubert bringt einfach wundervoll kreatives Chaos ins Spiel, wohingegen Katrin Bauerfeind und Laura Karasek mit Charme bluffen und überraschen konnten, was die Kerle so ja eher nicht können und kennen. Jede Runde war daher anders und überraschend und eine Klasse für sich.
Wie würden Sie selbst bei „Faking Bad“ abschneiden? Was wären Ihre Stärken, was Ihre Schwachstellen?
Kalkofe: Privat kann ich sehr schlecht lügen, aber vor der Kamera zu bluffen, würde mich schon reizen. Ich befürchte aber, ich würde viel zu oft auf meine Kolleginnen und Kollegen reinfallen, weil ich dann wieder zu gutgläubig wäre – und genau das will man ja nicht, aber das macht dann auch den Reiz des Spiels aus.
Es geht um „extrem bizarre Fragen“. Können Sie ein Beispiel geben?
Kalkofe: Wir wollten zum Beispiel wissen, was in Rumänien zum Neujahr besonders Glück bringt, was man unter dem „Capgrass-Syndrom“ oder der Freizeit-Aktivität „Noodling“ versteht, wieso Nils Olav aus dem Zoo in Edinburgh ein ganz besonderer Pinguin ist, aber auch was Männer im Mittelalter taten, um möglichst einen Jungen zu zeugen. Es sind absurde Fragen aus allen Bereichen des Lebens.
Sie nehmen mit der Show „Fake News“ aufs Korn. Wie groß stufen Sie die Gefahr ein, die in Wirklichkeit davon ausgeht?
Kalkofe: Sehr groß, und das ist auch wirklich nicht lustig. Es war noch nie so leicht, Menschen zu manipulieren, jeder kann heute theoretisch sein eigener Sender sein. Und spätestens seit Trump ist das professionelle Lügen zu einer akzeptierten Kommunikationsform geworden, nach dem Motto: Jede Lüge wird irgendwann wahr, wenn man sie nur oft genug wiederholt. Das ist brandgefährlich, und dagegen müssen wir uns in aller Form wehren.
Wie gehen Sie mit News um, die Ihnen wie Fake News vorkommen? Wie überprüft man am besten?
Kalkofe: Es hilft schon, als erstes die Quelle zu überprüfen – aber wenn man die seriösen Medien eh als Lügenpresse definiert, spielt das leider sowieso keine Rolle. Jeder sucht sich heute die Wahrheit aus, die ihm am besten gefällt, auch wenn sie offensichtlich gelogen ist. Ich plädiere schon seit Jahren für das Pflichtfach Medienkunde in der Schule – die Medien, in welcher Form auch immer, beherrschen unser aller Leben, das ist Fakt. Aber niemand bringt uns bei, mit ihnen umzugehen und sie richtig zu verstehen, das muss sich dringend ändern.
Quiz- und Wissensshows – ohne Comedy-Element – sind schon länger sehr populär. Bei welcher bleiben Sie persönlich immer hängen und warum?
Kalkofe: Wenn ein Quiz läuft und ich die Frage gehört habe, bleibe ich fast immer bis zur Lösung dabei, weil ich dann angefixt bin. „Wer wird Millionär?“ [RTL] und „Wer weiß denn sowas?“ [Das Erste] gefallen mir als Quiz-Formate gut, aber sie sind nicht wirklich lustig, eher amüsant. Da haben wir allerdings jetzt eine Schippe draufgelegt.
Der Start Ihrer neuen Comedyshow fällt mitten in die EM. Wie sehr fiebern Sie mit?
Kalkofe: Ich bin kein wirklicher Fußball-Fan, aber bei EM und WM bin ich immer dabei, da schaue ich auch wirklich viele Spiele und habe Spaß daran. Und bis jetzt macht die EM ja auch wirklich Freude, vor allem das Spiel der deutschen Mannschaft. So gut und motiviert hat man sie schon lange nicht mehr gesehen.
Schauen Sie sich die Spiele im Fan-Outfit an?
Kalkofe: Nein, so weit geht es nicht, aber wenn mit Freunden geguckt wird, wird mit Accessoires das Outfit gepimpt. Zur Not nehme ich einfach meine pinke Smoking-Fliege, die passt auf jeden Fall zum neuen Trikot.
Was war bisher Ihr beeindruckendstes Fußball-EM-Erlebnis?
Kalkofe: Bei dieser EM gab es noch keins. Aber ich erinnere mich, dass wir beim WM-Finale mit Deutschland 2014 eigentlich einen Langstreckenflug exakt während des Spiels hatten, ein Urlaub auf den wir uns riesig gefreut hatten, aber das Timing war mies. Dann gab es ein Unwetter, der Flug wurde gecancelt und wir kamen gerade noch rechtzeitig zum Spiel zurück – und Deutschland wurde Weltmeister. Das war vom Schicksal genau so gewollt und sehr pfiffig eingefädelt.
Wie emotional werden Sie bei Niederlagen oder Siegen im Fußball?
Kalkofe: Wenn die deutsche Mannschaft zu früh rausfliegt, teile ich die allgemeine Enttäuschung und Verärgerung, aber es hält sich im Rahmen. Privat habe ich mir immer zur Regel gemacht, Siege nicht übermäßig zu feiern und zu überschätzen, aber mich von Niederlagen auch nicht unterkriegen zu lassen. Ich kann verdammt hartnäckig sein.