Was muss man für einen Job können? Das sieht jeder Arbeitgeber anders. Eine Stellenanzeige eines polnischen Spiele-Entwicklers geht nun wegen einer besonders absurden Anforderung viral. Die Reaktion des Studios machte die Sache beinahe noch schlimmer.
Skurrile Anforderungen an Bewerber gibt es in Stellenausschreibungen zuhauf. Die des polnischen Spiele-Entwicklers Spectrum Studios sticht daraus noch einmal so sehr heraus, dass sie viral ging: Bewerberinnen müssen demnach verpflichtend an Saunabesuchen teilnehmen. Die Begründung ist abenteuerlich.
Die Stellenanzeige fängt recht harmlos an. Es gehe um die Arbeit an einem „bahnbrechenden Spiel“, die Arbeit umfasst das Artwork, die Kontrolle der Umsetzung durch die Entwickler. Natürlich gibt es auch Erwartungen an die Qualifikation wie Erfahrung mit bestimmten Entwicklungstools. Ein Punkt sticht dann aber heraus: „Saunabesuche (nicht verhandelbar – das gesamte Team muss das Produkt verstehen)“, heißt es im letzten Punkt der Anforderungen.
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Sauna nicht optional
Viral ging die Anzeige, nachdem der Kreativ-Chef des Studios, Jacek Piórinski, der Grafikerin Aleksandra Wollna unter einem LinkedIn-Post eines anderen Studios eine Bewerbung für die Stelle nahegelegt hatte. „Wir hatten schon mal Kontakt“, antwortete Wollna daraufhin. „Aus deinen Aussagen habe ich aber herausgelesen, dass du nackte Saunabesuche als Arbeitsverpflichtung siehst. Das ist für mich ein Dealbreaker“, postete sie – und machte so erstmals eine Öffentlichkeit auf die Anforderung aufmerksam.
Statt sich davon zu distanzieren, legte der Kreativdirektor allerdings nach: „Meine Narrativ-Mädels mussten mit mir in der Sauna gehen, um dieses großartige Script zu schreiben“, erklärte er – immer noch für jeden lesbar bei Linked.in. „Genau genommen könnte man das auch ohne machen. Aber ich finde es absolut großartig, dass sie ihre Sauna-Erfahrung nutzen konnten, um diese fantastischen Szenen schreiben zu können.“
„Tony Hawks Pro Skater“ in der Sauna
Die dabei entstandenen Momente finden sich offenbar in einem bisher nicht angekündigten Spiel – das sich laut dem Stellengesuch tatsächlich um eine Sauna-Managerin drehen soll. Das Konzept klingt indes kaum weniger wild als die Stellenanzeige. Es sei ein „narratives Erlebnis“, drehe sich um Saunabesuche – und solle laut Konzept eine Mischung aus der Story-Reihe „Life is Strange“, den Rollenspielen von „Final Fantasy“ und der legendären Skateboard-Serie „Tony Hawks Pro Skater“ sein. Wie auch immer das spielerisch funktionieren soll.
Das Sauna-Setting sei auch der Grund dafür, dass man unbedingt Erfahrung damit haben müsse, argumentiert Piórinski bei LinkedIn. „Ich werde nicht meine Zeit damit verschwenden, den Unterschied einer russischen Banja zu einer Trockensauna zu erklären. Man muss das fühlen“, behauptet er. „Wenn dir nicht danach ist, dann such‘ dir eben einen anderen Job.“
Erst nach reichlich Gegenwind versuchte Piórinski den entstandenen Eindruck gerade zu rücken. Natürlich müsse niemand nackt in die Sauna gehen, auch die Anwesenheit des Chefs sei nicht verpflichtend, betonte er in Kommentaren und auch in einem Statement in der polnischen Ausgabe der „Computer Bild“. „Wenn jemand das nur in einer Frauensauna oder alleine machen möchte, ist das natürlich in Ordnung“, schrieb er. „Bei einem Firmentermin waren nur die Mädels alleine dort. Das ist mir egal. Mir ist nur wichtig, dass sie die Gefühle verstehen, die wir bei den Spielern wecken wollen.“ In einem Video-Clip versuchte er auch bei LinkedIn die Wahrnehmung der Annonce zu entschärfen.
Schockierte Reaktionen auf Stellenanzeige
Dafür dürfte es allerdings zu spät sein. Die Reaktion auf die Anzeige in dem Job-Netzwerk und auch in anderen sozialen Medien ist durchweg negativ. „Nicht jeder Arbeitgeber schreibt direkt bei der Stellenausschreibung rein, dass sexuelle Belästigung normaler Ton ist“, witzelt etwa ein Nutzer bei Reddit. „Dass er von seinen Narrativ-Mädels schreibt und das nicht das Peinlichste an der Situation ist, ist wirklich beeindruckend“, staunt ein Recruiter bei LinkedIn.
Auch die Begründung für die Saunabesuche überzeugt viele nicht – schließlich gibt es Unmengen an Spielen, deren Inhalte die Entwickler nicht selbst erleben mussten. „Um die Story für ein Game zu schreiben, muss man die Situationen halt genau so erlebt haben“, schmunzelt ein Reddit-Nutzer. „Die Entwickler der Hitman Reihe haben Leute ermordet, für Alien Isolation war eine Raumfahrt Pflicht.“
Selbst die Frau, an die Piórinski die mögliche Bewerberin verweisen wollte, distanzierte sich mittlerweile. Wollna solle sich an seine „Narrativ-Mulan“ wenden, empfahl er in seinem ersten Post. Die vertaggte Magdalena Kucenta will damit aber nichts zu tun haben. „Jacek war mein Schüler im Narrative Design“, erklärt sie in einem LinkedIn-Beitrag. „Ich habe zugesagt, ihn bei dem Projekt zu unterstützen. Aber ich bin keine Angestellte. Und wusste auch nicht, dass er Leute an mich verweist.“ Sie habe erst nach Anrufen zweier Bekannter davon erfahren.
Quellen:Linkedin, X, Komputer Swiat, Filmweb, Reddit