Sie sind immer bereit, um Menschen auf See zu retten – aber vor 30 Jahren waren es erfahrene Seenotretter selbst, die in der Nordsee um ihr Leben kämpften. Ein Dokumentarfilm erinnert an das Unglück.
In der Nacht auf den 2. Januar 1995 verunglückte der auf Borkum stationierte Seenotrettungskreuzer „Alfried Krupp“ bei einem Einsatz. Zwei Besatzungsmitglieder starben bei dem Unglück. An das Ereignis erinnert die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) mit einem Dokumentarfilm. Es sei eines der schwersten Unglücke in der bald 160-jährigen Geschichte der Rettungsorganisation, hieß es zur Vorstellung des Films.
Einsatz vor Schiermonnikoog
Die „Alfried Krupp“ war bei einem heftigen Sturm zu einem Einsatz vor der niederländischen Insel Schiermonnikoog ausgerückt, um sich an der Suche nach einem über Bord gegangenen niederländischen Seenotretter zu beteiligen. Dieser wurde von einem Rettungshubschrauber geborgen. Auf der Rückfahrt nach Borkum ereignete sich das Unglück.
Eine riesige Welle erfasste das Schiff, das sich einmal um die eigene Achse drehte – dabei wurde der Maschinist über Bord gespült. Auf der schwerbeschädigten „Alfried Krupp“ fielen die Maschinen und die Elektrik aus, damit blieb den verbliebenen Seenotrettern nur noch ein Handfunkgerät, um Hilferufe abzusetzen.
Gescheiterter Rettungsversuch mit Hubschrauber
Als die DGzRS-Zentrale in Bremen von der Notlage der „Alfried Krupp“ erfuhr, schickte sie das Schwesterschiff „Otto Schülke“ von der Insel Norderney zu dem havarierten Schiff. Der Versuch, die Besatzungsmitglieder mit einem Rettungshubschrauber zu bergen, misslang wegen der schweren See. Dabei wurde ein weiteres Besatzungsmitglied über Bord gerissen. Der „Otto Schülke“ gelang es schließlich, das havarierte Schiff ins niederländische Eemshaven zu schleppen.
Rettung nie vergessen
Für die Dokumentation trafen sich drei der damaligen Besatzungsmitglieder der „Otto Schülke“ auf dem 1997 außer Dienst gestellten Schiff, das heute als Museumsschiff auf Norderney liegt. „Die Bilder sind noch immer im Kopf“, sagt einer der Männer. Die beiden geretteten Besatzungsmitglieder der „Alfried Krupp“ sind inzwischen gestorben. Allerdings kommt einer von ihnen, Bernd Runde, in einem 2018 aufgenommenen Interview zu Wort.
Er habe erst später erfasst, was für ein Glück er gehabt habe, erzählt Runde. Er habe zwei liebe Kollegen verloren, was unheimlich weh tue. „Aber ich habe vier Freunde gewonnen durch diese bitteren Umstände, die mich da raus geholt haben. Das werde ich den Leuten nie vergessen können.“