Baufällig, heruntergekommen, verrottet: Für unbewohnte Gebäude existieren viele abwertende Worte. Wir zeigen Fotos verlassener Prachtbauten, in die man (fast) einziehen möchte.
„Ich heiße Sie herzlich willkommen auf einer Reise durch Europa, wie Sie sie noch nicht erlebt haben. Ich führe Sie zu Orten aus einer vergessenen Zeit, die ich quer durch Europa und darüber hinaus aufgespürt habe, um sie fotografisch festzuhalten für die Ewigkeit. Die hier versammelten Bilder sind Teil eines fortwährenden Projektes, das 2019 seinen Anfang nahm.“
So salbungsvoll klingen normalerweise Begrüßungen, wenn man über eine Kirmes oder einen Jahrmarkt geht: Hereinspaziert, hereinspaziert! Doch diese einladenden Worte (oben) stammen von dem Autor und Fotografen Sven Fennema, der auch in seinem siebten Bildband seine Neigung zu Nostalgie und vergessenen Orten auslebt. In seinem jüngsten Buch „Vergessene Pracht. Stumme Zeugen der Vergangenheit – Lost Places in Europa“ hat er unseren Kontinent von Schottland im Westen bis Georgien im Osten bereist sowie von Polen im Norden bis Italien im Süden.
„Vergessene Pracht. Stumme Zeugen der Vergangenheit – Lost Places in Europa“ von Sven Fennema (Autor, Fotograf) und Björn Eenboom (Autor). Verlag Frederking & Thaler, gebunden, 208 Seiten, 49,99 Euro. Erhältlich bei Anbietern wie Thalia, Buecher.de oder Amazon
© Frederking&Thaler Verlag – Sven FennemaDie Gebäude, die der gebürtige Westfale auf seinen Reisen entdeckt und fotografiert hat, teilen dasselbe Schicksal: Sie stehen mehr oder minder vergessen irgendwo im Nirgendwo und sind fast alle verlassen. Sie waren einst Prachtbauten und siechen nun dahin, in manchen hat sich die Natur bereits zurückgeholt, was die Architektur einst übernommen hatte. Dennoch strahlen sie alle einen ganz besonderen Charme aus, in ihrer individuellen Bauweise wie in ihren zum Teil immer noch leuchtenden Farben.
Wie die Filmkulissen des US-amerikanischen Regisseurs Wes Anderson entführen uns die von Fennema fotografierten Orte in eine Welt mit einer besonderen Aura. So „kaputt“ da auch manches sein mag, so heimelig und bewohnbar wirken die Lost Places noch immer – das trügt natürlich, löst aber dennoch eine gewisse Sehnsucht aus. Der Fotograf verzichtet bei seinen Aufnahmen auf künstliches Licht, was seinen Bildern eine besondere Authentizität verleiht.
Die Bildunterschriften der Fotos sind vom Autor verfasst und dem Buch entnommen.