Flächendenkmal im Harz: „Gesamtkunstwerk“ Quedlinburg: 30 Jahre Unesco-Welterbe

Die Unesco nennt Quedlinburg im Harz ein „Gesamtkunstwerk“. Den Welterbetitel trägt die Stadt seit drei Jahrzehnten. Anlässlich der Feierlichkeiten bekommen Besucher neue Einblicke.

Besonderes Jubiläum im Harz: Quedlinburg feiert an diesem Dienstag sein 30-jähriges Bestehen als Unesco-Welterbestadt mit einem Festakt und einem Bürgerfest. Präsentierte sich die Stadt bei Aufnahme am 17. Dezember 1994 noch teils abrissreif und marode, so strahlt die Altstadt inzwischen als malerisch herausgeputztes Flächendenkmal, welches zu den größten in Deutschland gehört. „1994 war die Altstadt dem Verfall näher als dem Erhalt, aber inzwischen sind mehr als drei Viertel der historischen Häuser saniert“, sagte Stadtsprecherin Sabine Bahß der Deutschen Presse-Agentur. Es sei größtenteils der Verdienst von privaten Bauherrinnen und Bauherren. Diese seien von Bund, Land und weiteren Förderern unterstützt worden. 

24.000 Quedlinburger sind 24.000 Welterbeschützer

Quedlinburg im Landkreis Harz war im Mittelalter eine der wichtigsten Königs- und Kaiserpfalzen. Die Unesco stellte die historische Altstadt mit seinen fast 2100 Fachwerkhäusern aus acht Jahrhunderten vor drei Jahrzehnten unter Schutz und bezeichnete es als „Gesamtkunstwerk mittelalterlicher Stadtkultur.“ Die Denkmalfläche ist mehr als 80 Hektar groß – das Areal wird mit großem Aufwand erhalten, wie es hieß. „24.000 Einwohner sind zu 24.000 Welterbeschützern geworden“, sagte Oberbürgermeister Frank Ruch (CDU).

Arbeiten auf dem Stiftsberg nach vier Jahren beendet

Anlässlich der Feierlichkeiten wolle die Stadt auf dem weithin sichtbaren Stiftsberg mit der Kirche St. Servatii erstmals den Bauzaun öffnen und der Öffentlichkeit Einblicke gewähren. Nach mehr als vier Jahren seien die Gebäude grundlegend saniert und ein geschlossener Rundgang sei baulich möglich, sagte Bahß. Kirche und Amtsgebäude des ehemaligen Damenstiftes seien wieder miteinander verbunden, hieß es. Alles habe eine „neue Gestalt“ erhalten. Im seit Februar 2020 geschlossenen Schlossmuseum beginnt nun die Neugestaltung der Ausstellung, wie es hieß. 

Teil des Festes sei auch eine Präsentation des Deutschen Fachwerkzentrums Quedlinburg mit Jugendlichen aus aller Welt auf dem Adelshof. Die denkmalgeschützte Hofanlage werde von ihnen aufwendig restauriert – vor allem kämen traditionelle Handwerkstechniken zum Einsatz, um die historische Bausubstanz so gut es geht zu erhalten, hieß es. 

Ausstellung, Führung und Fachvortrag im Programm

Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz präsentiert in der Marktkirche St. Benedikti die Wanderausstellung „Liebe oder Last! Baustelle Denkmal“. Sie sei anlässlich des Jubiläums bis 5. Januar 2025 zu sehen, hieß es. Teil des Bürgerfestes seien unter anderem auch der öffentliche Fachvortrag „Moderne Stadtentwicklung im Welterbe“ und eine Führung durch das weihnachtlich beleuchtete Quedlinburg bei Einbruch der Dunkelheit.