Süßes aus Tradition: Hessen ganz süß: Die traditionellen Leckereien

Bethmännchen, Schlumpeweck oder Adventsbrot: In Hessen lässt sich zur Weihnachtszeit besonders gut regional naschen.

Hessens Schleckermäuler können sich in den Regionen auf traditionelle Süßigkeiten freuen. Und zur Weihnachtszeit haben einige der Leckereien Hochkonjunktur. Viele hessische Bäckereien pflegten Traditionen und böten in der kalten Jahreszeit besondere Gebäcke an, erläutert die Sprecherin der Marketinggesellschaft „Gutes aus Hessen„, Christiane Binkhoff. Die Spezialitäten seien Ausdruck regionaler Identität und Bindeglied zwischen den Generationen. „Jedes Gebäck hat seine eigene Geschichte und schafft ein Gefühl der Verbundenheit.“

Zu den bekanntesten hessischen Süßigkeiten zählen sicherlich Bethmännchen, kleine Kugeln, die mit Mandelhälften verziert sind. Der Teig besteht aus Marzipan, Mandeln, Honig und Gewürzen, wie Konditormeister Jesco Mann von der Frankfurter Konditorei ConditCouture erklärt. Die Köstlichkeit wurde 1838 für die Frankfurter Bankiersfamilie Bethmann kreiert – die auch Namenspate ist. Wichtig für ihre Herstellung sei ein hochwertiges Marzipan mit einem geringen Zuckeranteil, erklärt Mann. 

Aus einem ähnlichen Teig werden Frankfurter Brenten geformt. Die viereckigen Stücke aus Mandelmasse sind ungefähr so groß wie Dominosteine. An ihrer Oberseite sind sie mit einem Muster verziert, etwa Blumen oder Figuren. Dazu wird der Teig in spezielle Formen gefüllt, wie Konditormeister Mann erläutert. Anschließend werden die Brenten einen Tag getrocknet und dann gebacken.

Ein weiteres Beispiel für eine regionale Spezialität ist das Adventsbrot aus Vollkornmehl, Trockenfrüchten, Nüssen und Äpfeln der Vulkanbäckerei Haas im mittelhessischen Schotten, wie Binkhoff von „Gutes aus Hessen“ erklärt. Zum Jahreswechsel gibt es dort auch die traditionellen Neujahrswecken. Dieses Hefegebäck mit einem Köpfchen an jeder Seite ist anderenorts auch als Stutzweck bekannt.

Dem nordhessischen süßen Schlumpeweck ist sogar ein Kabarettpreis gewidmet – die Trophäe besteht aus der Bronzeskulptur des Gebäcks. Der Name des Preises gehe auf die hessische Spezialität zurück, die es vermutlich bereits seit dem Mittelalter gebe, erklärt der Initiator, die KulturScheune in Herborn, auf seiner Internetseite. 

Die besonderen Jahreszeiten für den Schlumpeweck seien von Herbst bis Frühjahr, erklärt die Chefin der Bäckerei Gabriel in Herborn, Tanja Gabriel. Vereinzelt werde aber auch in den Sommermonaten danach gefragt. Der Schlumpeweck ist ein Herborner Urgebäck. Der leichte Hefeteig wird nach dem Backen mit Apfelmus gefüllt, mit Fett abgestrichen und in Zucker gewälzt.

Typisch Frankfurterisch ist neben den Bethmännchen auch der Bobbes, ein mit Nougat und Marmelade gefülltes Mürbeteiggebäck, sowie der Haddekuchen. Dieser harte (auf Hessisch: „hadde“), rautenförmige Pfefferkuchen wurde früher neben Brezeln in Apfelweinkneipen verkauft, wie Konditor Mann erläutert. Das erklärt auch das Muster an der Oberseite, das an ein Apfelweinglas („Geripptes“) erinnert. Kenner tunken den Haddekuchen in Apfelwein oder auch Rotwein, bevor sie ihn genießen. 

Wer schon einmal Plätzchen gebacken hat weiß, wie viel Arbeit in Kleingebäck steckt. Deshalb habe es seinen Preis, das süße „kleine Glück“ beim Bäcker zu kaufen, sagte der Geschäftsführer des Bäcker-Innungsverbandes Hessen, Stefan Körber. Im Weihnachtsgebäck stecke viel Handarbeit, das erkläre auch die im Vergleich zum Supermarkt höheren Verkaufspreise beim handwerklich produzierenden Bäcker.

Zu erkennen ist das beispielsweise bei den Bethmännchen – vom Kneten und Formen der Marzipanmasse bis zum Verzieren mit den charakteristischen drei Mandeln. Auch viele andere weihnachtliche Leckereien wie Christstollen würden beim Bäcker hochwertiger und dadurch auch zu entsprechend höheren Preisen angeboten als im Einzelhandel, sagte Körber. Dazu trügen auch teurer gewordene Rohstoffe bei – zuletzt waren etwa die Butterpreise deutlich gestiegen.