Wirtschaftskrise – und ich?: Zinsen sinken, Unternehmen schwächeln: Was soll ich mit meinem Ersparten machen?

Deutschland droht eine Wirtschaftskrise, die Zinsen sinken wieder, die Welt wird unruhiger. Wohin also mit dem Geld? Was Sparer und Anleger jetzt tun – und besser lassen sollten.

Christine Lagarde wacht über die Leitzinsen. In den vergangenen Jahren war die Präsidentin der Europäischen Zentralbank vor allem damit beschäftigt, die Verteuerung mit hohen Leitzinsen zu stoppen – und schaffte das auch. Im November betrug die Inflationsrate in Deutschland nur noch 2,2 Prozent. Das entspricht fast dem Ideal von 2 Prozent.

Lagarde hat die Zinsen am Donnerstag deshalb ein weiteres Mal senken können: von 3,25 auf glatte 3 Prozent. Das soll auch der schrumpfenden Wirtschaft und den schwächelnden Unternehmen in Deutschland helfen. Kredite werden so günstiger, und man kann wieder investieren.

Für Sparer und Anleger bedeutet dies jedoch: Bald gibt es weniger Zinsen für Tagesgeld, Festgeld und Co. Auch die Aktienmärkte könnten unruhiger werden. Für wen besteht Handlungsbedarf?

Sparbuch, Tagesgeld, Festgeld

Geld auf dem Tagesgeldkonto ruhen zu lassen, war zuletzt kein schlechter Deal. Die Zinsen stiegen, die Renditeaussichten waren eher positiv, das Ersparte verlor nicht an Wert und war auch nicht den Schwankungen der Finanzmärkte ausgesetzt.

Nun werden die Zinsen aber wohl bald fallen, was das „Parken“ von Vermögen auf Sparbüchern und in Tages- oder Festgeld weniger sinnvoll macht. Wer gerade nur Spanisch versteht: Geld, das auf einem Tagesgeldkonto liegt, bringt höhere Zinsen ein als auf dem normalen Bankkonto. Darüber verfügen kann man trotzdem sehr flexibel. Per einfacher Überweisung landet Tagesgeld auf dem Bankkonto.

Bei Festgeld bindet sich der Sparer länger. Üblich sind Zeiträume von 3, 6, 12, 24 oder 36 Monaten, in denen ein fester Betrag zu einem festen Zinssatz angelegt wird. In dieser Zeit kann man eigentlich nicht über das Geld verfügen. Dafür sind aber grundsätzlich auch die Zinsen höher als beim Tagesgeld. Je länger der Zeitraum, desto höher die Zinsen.

Welche Option ist in der aktuellen Lage also sinnvoll? Die Zeichen für die deutsche Wirtschaft stehen derzeit auf Abschwung. Die Gefahr, den eigenen Job zu verlieren, ist bei einigen größer als noch vor einem Jahr. Durch die Wahl von Donald Trump zum nächsten US-Präsidenten könnte die europäische Wirtschaft zudem weiter Schaden nehmen. Trump droht Europa schon jetzt mit Strafzöllen.

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In einer solchen Situation sollte man eher vorsichtig sein. Das heißt konkret: Bilden Sie eher Rücklagen, anstatt große Anschaffungen zu machen. Mindestens sollten Sie drei Monatsgehälter ansparen. Das sichert auch gegen ein plötzliches Einkommensloch ab. In unsicheren Zeiten lohnt es sich vielleicht auch, die Rücklage noch etwas auszuweiten auf fünf bis sechs Monatsgehälter.

Außerdem: Stecken Sie Geld, das Sie übrighaben, nicht in Festgeld-Verträge, die länger als ein Jahr laufen. Tatsächlich ist der Unterschied bei den Zinssätzen bei Tagesgeld und Festgeld momentan recht gering. Noch bekommt man auch bei kürzeren Anlagezeiträumen Zinsen von teilweise über 3 Prozent.

Viele Banken locken zudem mit Angeboten, die Zinsen über Marktniveau versprechen. Ein Wechsel zu einem seriösen Anbieter kann sich tatsächlich lohnen, ist aber auch nur ein Einmaleffekt, wenn man nicht jedes halbe Jahr einen neuen Vertrag abschließen will.

Unterm Strich: Bewahren Sie Ruhe. Durch die niedrige Inflationsrate und die aktuell höheren Zinsen droht Ihren Ersparnissen keine Turboentwertung mehr.

Aktien, Fonds, ETFs

Bei der Anlage in Aktien, Fonds und ETFs ist die Sache komplizierter. Trotz des allgemeinen Gefühls, die deutsche Wirtschaft liege in Scherben, erreichte der wichtigste deutsche Aktienindex Dax vergangene Woche eine neue Rekordmarke. Allein seit Oktober ist er um knapp 15 Prozent gestiegen. Treiber für die optimistische Stimmung an den Börsen: Viele deutsche Unternehmen machen ihre Geschäfte in den USA, wo die Wirtschaft gut läuft, und die sinkenden Zinsen könnten auch die deutsche Konjunktur beleben.

Können Anleger also einfach die Füße hochlegen und dem eigenen Aktienvermögen beim Wachsen zusehen? So einfach ist es natürlich nicht. Der aktuell größte Unsicherheitsfaktor ist wohl die Wirtschaftspolitik Donald Trumps. Wird das Geschäft auf den amerikanischen Märkten für europäische Unternehmen härter, könnte das bei den Quartalsberichten in 2025 für schlechte Zahlen sorgen. Und damit auch für sinkende Aktienkurse.

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Eine Einschätzung für einzelne Werte oder Branchen ist jedoch schwierig. Wie auch bei Tages- und Festgeld gilt deshalb: Bewahren Sie einen kühlen Kopf. Es ist davon abzuraten, panisch europäische Aktien oder Fonds zu verkaufen und gegen amerikanische einzutauschen.

Bleiben Sie Ihrer Anlagestrategie treu, und schauen Sie vielleicht sogar noch seltener in Ihr Depot als sonst. Langfristig und regelmäßig zu investieren, am besten in breit gestreute ETFs, ist immer noch sinnvoll.

Bei Wirtschaftskrise in Gold, Krypto und Co. investieren?

Wer in Gold oder Co. anlegt, fühlt sich aktuell eher sicher: Gerade in Krisenzeiten sollen Edelmetalle ja besonders wertstabil sein. Wie sich die Entwicklung der Weltwirtschaft aber auf den Goldpreis auswirkt, ist schwer zu sagen.

Sicher ist: 2024 dürfte als „goldenes Jahr“ in die Geschichte des gelben Edelmetalls eingehen. Nach ersten Auswertungen lieferte Gold bisher knapp 28 Prozent Rendite. Zum Jahresausklang könnte es dann noch besser aussehen. „Wer in den vergangenen sieben Jahren jeweils Ende November eingestiegen ist und am ersten Handelstag des neuen Jahres verkauft hat, war immer erfolgreich“, sagt zum Beispiel Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets, der den Verlauf von Gold zum Jahresende analysiert hat.

Der Unsicherheitsfaktor Trump könnte den Goldpreis auch mittelfristig positiv beeinflussen. Auch geopolitische Spannungen und Handelskonflikte könnten sich 2025 weiter verschärfen. Gold als Sachwert garantiert im Gegensatz zum Beispiel Bitcoin einen gewissen Gegenwert. Ein Kauf könnte also smart sein.

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Der Faktor Trump scheint das Interesse für die Anlage in Kryptowährungen aktuell zu erhöhen. Fans von Bitcoin, Ethereum und Co. sehen ihn als „kryptofreundlich“ an. Die Wahl Trumps hat den Kurs der größten Währung Bitcoin sogar direkt beeinflusst: Seit seinem Sieg bei der US-Präsidentschaftswahl Anfang November stieg der Kurs der Kryptowährung um mehr als 30.000 Euro.

Als sichere Anlage, mit der zum Beispiel der Ruhestand finanziert wird, sind Kryptowährungen jedoch nicht geeignet. Anleger erlebten in der Vergangenheit immer wieder böse Überraschungen, plötzliche Kurseinbrüche und den Totalverlust ihres Geldes.