Nach Schiffsunfall auf Mosel: Schleusungen gehen voran – Wissing: Wird schnell gehandelt

Nach einem Unfall an einer Moselschleuse müssen Schiffe befreit werden. Notschleusungen laufen rund um die Uhr. Bundesminister Wissing meldet sich zu Wort, vom Binnenschifferverband kommt ein Appell.

An der beschädigten Moselschleuse Müden geht es bei den Schleusungen von Schiffen im Notbetrieb schneller voran als gedacht. In den ersten 24 Stunden habe es acht Schleusungen von insgesamt sieben Fahrzeugen gegeben, sagte Tobias Schmidt vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) Mosel-Saar-Lahn. Ein Koppelverband, der 172 Meter lang war, sei getrennt und in zwei Teilen geschleust worden. 

Bis wann die Schleuse wieder komplett intakt ist, lässt sich nach Angaben von Bundesverkehrsminister Volker Wissing (parteilos) noch nicht genau sagen. 

Es müsse abschließend geklärt werden, welche Schäden Betonteile hätten oder welche Schäden an Stellen entstanden seien, an denen Stahl mit Beton verbunden sei, sagte Wissing der Deutschen Presse-Agentur. Erst dann lasse sich sagen, bis wann alle Schäden behoben werden könnten und wann wieder der normale Betrieb aufgenommen werden könne. 

Wissing: Bei reibungslosem Betrieb fällt solche Infrastruktur nicht auf

Es sei ein klassischer Fall, bei dem sich zeige, dass Infrastruktur, so sie reibungslos funktioniere, im Alltag gar nicht auffalle, sagte der aus Rheinland-Pfalz kommende Wissing weiter. „Und plötzlich, wenn eine Schleuse ausfällt, stellt man fest: Oh, wir haben auch noch Binnenschifffahrt, von der unser Industriestandort abhängt.“ An der Mosel werde nun schnell gehandelt. 

„Es läuft sehr gut“, sagte Schmidt vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt mit Blick auf die Notschleusungen. Das Team vor Ort sei hoch motiviert und bereits gut eingespielt. Man schaue immer, was man bei den Schleusungen noch verbessern könne, um noch schneller zu werden. „Aber Sicherheit geht vor.“ Schmidt ging davon aus, dass alle 74 Schiffe, die nach dem Unfall an der Schleuse am 8. Dezember auf der Mosel festlagen, bis Jahresende die Schleuse passiert haben werden, um die Fahrt Richtung Rhein fortzusetzen. 

Verband fordert mehr Tempo beim Bau zweiter Kammern

Lob für die Arbeit vor Ort kam auch vom Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt (BDB). „Wir bedanken uns im Namen unserer Mitglieder bei allen Beschäftigten der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung, die mit beispielhaftem Engagement dazu beigetragen haben, schon gut eine Woche nach der Zerstörung eines Tors der Schleuse Müden eine Notschleusung zu ermöglichen“, sagte BDB-Präsident Martin Staats. Vermutlich zum ersten Mal in der über hundertjährigen Geschichte der zentralen deutschen Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung werde wie sonst nur bei Reparaturarbeiten mit einem solchen behelfsmäßigen Schleusentor gearbeitet. 

Angesichts der Probleme an der Mosel mahnte Staats zu mehr Tempo bei dem bereits im Bundesverkehrswegeplan von 2003 als vordringlich eingestuften Bau zweiter Schleusenkammern an allen deutschen Moselschleusen. Trotz des Erfolgs mit den Notschleusungen bleibe es für voraussichtlich drei Monate dabei, dass auf der Mosel oberhalb der Schleuse Müden keine reguläre Güter- und Personenschifffahrt stattfinden könne. Mit einer zweiten Schleusenkammer hätte ein solch unplanmäßiger Ausfall die Schifffahrt zwar behindert, aber nicht verhindert. 

Parallele Arbeiten am Ersatztor

Seit der Kollision eines Frachtschiffs mit der Schleuse Müden ist die Schifffahrt auf der Mosel lahmgelegt. Die bei der Havarie zerstörten Schleusentore wurden in der vergangenen Woche aus dem Wasser gehoben. Die Notschleusungen funktionieren mit einem provisorischen Schleusentor aus stählernen Dammballen, das bei jedem Vorgang ein- und ausgebaut wird. 

Bis ein neues Tor eingebaut ist, kann es laut Experten bis Ende März 2025 dauern. Das entsprechende Ersatztor liege auf einem Bauhof in Trier und werde bereits vorbereitet, sagte Schmidt. 

Schäden am Beton teils geringer

Nach den Notschleusungen werde mit der Reparatur am Massivbau der Schleuse begonnen. Die Planungen liefen bereits. Bei der Schadensbegutachtung habe man am Betonbau unterhalb der ursprünglichen Wasseroberfläche „deutlich geringere Schäden“ gefunden als angenommen. 

Größere Schäden gebe es oben direkt an den Kammerwänden. Da sei teilweise der Beton gerissen, die Wände seien in die Kammer hineingebogen. „Dort müssen wir sanieren“, sagte Schmidt.