Ein bisschen Olympia fürs Zuhause? Tausende Stücke aus dem Olympischen Dorf wurden in den vergangenen Wochen versteigert – vom Schiedsrichterstuhl bis zum Tischfußballspiel.
Sonnenschirme, hohe Schiedsrichterstühle, Schränke, häufig eingepackt, manchmal mit Gebrauchsspuren – Tausende Objekte der Olympischen Sommerspiele in Paris stehen aufgereiht in einer Lagerhalle in Kaiserslautern. „An manchen Strandliegen sieht man Sand, an anderen ein paar Grasflecken – je nachdem, wo sie im Einsatz waren“, sagt Natalie Bonnacker. Die Spuren zeigen: Die Artikel waren bei den Spielen. „Die wurden benutzt“, sagt Bonnacker, „es handelt sich ja nicht um Lagerware.“
Die Teile, oft bedruckt mit einer grafischen Darstellung des olympischen Feuers und dem Namen „Paris„, gehören zu einer Internetauktion. RGS Events – die Agentur, die vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) und dem Pariser Organisationskomitee mit der Ausstattung und Möblierung der Spiele beauftragt worden war – hatte einen Partner aus der Region gesucht und sich dafür an das Auktionshaus Restlos gewandt.Darja_Varfolomeev_IV 06.05
Olympia-Geschichte zum Mitnehmen
Das Unternehmen wählte anschließend einen Ort möglichst nahe der deutsch-französischen Grenze als Drehscheibe aus. Die Objekte wurden auf der Plattform des Unternehmens in den vergangenen Wochen versteigert und mussten in Kaiserslautern abgeholt werden, darunter auch Tischfußballspiele, Liegen und Biertisch-Garnituren – alles ein Stück Olympiageschichte.
Manches habe in Sportstätten gestanden, manches im Olympischen Dorf, schildert Bonnacker. Sie ist Projektleiterin und Ansprechpartnerin vor Ort. „Viele zeigen beim Abholen Fotos, dass sie selbst in Paris waren und etwas mit den Stücken verbinden. Das rührt mich natürlich.“ Die Abholer kämen von fast überall her. „Wann hat man die Olympischen Spiele schon mal im Nachbarland, das passiert auch nicht alle Tage. Sogar aus Wien kam eine nette Dame. Auch aus dem Raum Nürnberg, wo uns treue Kunden von anderen Projekten kennen.“Depressionen nach Olympia 7.45
Ersteigerte Olympia-Andenken
An diesem Tag holen zwei Bieter aus Regensburg ihre ersteigerten Stühle ab. „So um 150 Euro“ habe man dafür bezahlt, sagt einer der Männer und packt die „Beute“ am Rolltor in den Wagen. „Klar, wenn man noch das Benzingeld rechnet, hätte ich die daheim billiger bekommen“, räumt er ein. „Es geht aber um den emotionalen Wert.“ Eine Frau aus Hessen hebt gerade einen Liegestuhl mit der Aufschrift „Paris“ von der Rampe. „Weihnachtsgeschenk“, sagt sie. Daneben parkt ein Lieferwagen mit Mannheimer Kennzeichen.
Ursprünglich standen in der 7.500 Quadratmeter großen Logistikhalle in der pfälzischen Stadt etwa 45.000 Objekte der Sommerspiele. Vieles ist bereits versteigert und bei Sammelterminen abgeholt worden. Ein Tischfußballspiel ging für 540 Euro weg, zwei Liegestühle für insgesamt 165 Euro und ein mehr als zwei Meter hoher Schiedsrichterstuhl ebenfalls für 165 Euro.
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„Diese Stühle standen nicht nur an den Sportstätten, sondern auch auf dem Weg dorthin“, schildert Bonnacker. „Wir waren selber vor Ort. Vom Stuhl aus hat einer mit einem Megafon die Menschen gelenkt, damit es keinen Stau gibt.“ Auch die Megafone liegen in Kaiserslautern bereit. Es gab auch zwei Bänke, auf denen Athleten auf das Votum der Schiedsrichter gewartet haben. „Ich habe sie Urteilverkündungsbänke genannt“, sagt die Projektleiterin und schmunzelt.
In der Halle herrscht reges Treiben. Eine Hebebühne fährt umher, und Arbeiter pumpen Paletten mit Absperrbändern auf einen Hubwagen. Die Bewegung und das Interesse seien verständlich, sagt Bonnacker. „Es ist ja nicht aller Tage, dass in Kaiserslautern gefühlt das halbe Olympische Dorf gelagert ist.“