Brisante politische Themen finden sich auch dieses Mal unter den Einsendungen zum „Unwort des Jahres“. Noch bis Ende Dezember nimmt die Jury Vorschläge entgegen – bisher liegen 2.800 bereits vor.
Sozialpolitik, Krieg und Frieden, Migration sowie der Bruch der Ampel-Koalition – die politischen Debatten des abgelaufenen Jahres spiegeln sich auch dieses Mal in den Vorschlägen zum „Unwort des Jahres“ wider. Mehr als 2.800 Einsendungen lagen der Jury bereits bis vergangenen Donnerstag (19. Dezember) vor, wie die Sprachwissenschaftlerin und Jury-Sprecherin Constanze Spieß von der Philipps-Universität Marburg der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage mitteilte. Das sind deutlich mehr als im Vorjahr – damals kamen bis Ende Dezember insgesamt 2.301 Einsendungen zusammen.
Unwort-Vorschläge: „Sondervermögen“, „kriegstüchtig“, „D-Day„
Zu den vorgeschlagenen „Unwort“-Kandidaten, die aber laut Spieß „nicht unbedingt unseren Kriterien entsprechen“, gehörten Begriffe wie „Sondervermögen“, der etwa im Zusammenhang mit den 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr verwendet wird, sowie „Technologieoffenheit“, der zuletzt in der Debatte um Antriebstechnologien für Automobile häufiger fiel.
Auch „illegale Migration“ war unter den Einsendungen sowie der Begriff „kriegstüchtig“, der bei bereits bei der Kür zum „Wort des Jahres“ der Gesellschaft für deutsche Sprache in Wiesbaden Anfang Dezember auf dem dritten Platz gelandet war. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hatte den Begriff beim Dringen auf mehr Tempo bei der Modernisierung der Bundeswehr verwendet. Weitere Vorschläge waren „Ampelkrach“ für Streit in der gescheiterten Regierungskoalition aus SPD, Grünen und FDP sowie „D-Day“ – ein Begriff, der im Zusammenhang mit einem Ende November bekanntgewordenen Papier der FDP verwendet worden war, das ein detailliertes Szenario für deren Ausstieg aus der Ampel-Koalition enthielt.
Noch bis Ende Dezember Einsendungen möglich
Das „Unwort des Jahres“ wird seit 1991 bestimmt und auch in der aktuellen Runde aus Vorschlägen ausgewählt, die Interessierte noch bis Ende dieses Monats einreichen können. Dafür infrage kommen Formulierungen, die aus Sicht der Jury gegen die Prinzipien der Menschenwürde oder Demokratie verstoßen, die gesellschaftliche Gruppen diskriminieren oder die euphemistisch, verschleiernd oder irreführend sind. Bekanntgegeben wird das „Unwort des Jahres“ 2024 am 13. Januar.
Ziel der sprachkritischen Aktion ist es, für einen angemessenen Sprachgebrauch zu sensibilisieren. Bei der Entscheidung kommt es jeweils nicht darauf an, wie häufig ein Wort vorgeschlagen wurde, sondern ob die Kriterien der Jury den „Unwort“-Status begründen, betonte Spieß. Für 2023 war „Remigration“ zum „Unwort des Jahres“ gekürt worden.
„Ampel-Aus“ zuvor zum „Wort des Jahres“ gekürt
Bereits am 6. Dezember hatte die Gesellschaft für deutsche Sprache in Wiesbaden den Begriff „Ampel-Aus“ zum „Wort des Jahres“ 2024 gekürt. Den zweiten Platz belegte „Klimaschönfärberei“ vor „kriegstüchtig“ auf dem dritten Platz. Hier geht es um Begriffe, die das politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben in Deutschland nach Ansicht der Jury in einem Jahr sprachlich besonders bestimmt haben.