Kriminalität: Erste Bilanz für 2024: Weniger gesprengte Geldautomaten

Die Wucht ist gewaltig und die Gefahr für Leib und Leben auch, wenn Geldautomaten gesprengt werden. Nun gibt es Zahlen für dieses Jahr.

Das Vorgehen von Polizei und Justiz gegen Geldautomaten-Sprenger zeigt Wirkung. In mehreren Bundesländern ist die Zahl solcher Taten in diesem Jahr zurückgegangen, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur unter den Landeskriminalämtern ergab. So berichtete zum Beispiel die Polizei in Hessen, Niedersachsen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz von weniger Fällen gesprengter Geldautomaten. Täter versuchen auf diese Weise, an Geld zu gelangen. Sie richten dabei mitunter hohe Schäden an.

Wie ist die Lage in ausgewählten Bundesländern?

In Nordrhein-Westfalen summierte sich die Zahl der Sprengungen bis Mitte Dezember auf 40 Angriffe in diesem Jahr. Am selben Stichtag des Vorjahres waren es noch 149 Attacken. Das entspricht einem Rückgang um 73 Prozent. 

In Niedersachsen gab es nach Angaben des dortigen Landeskriminalamts (LKA) bis Ende November 13 vollendete Sprengungen und 5 Versuche. Im Jahr 2023 sprengten Täter bis Ende November 26 Geldautomaten, dazu kamen 9 Versuche. In Sachsen-Anhalt waren bis zum 31. Oktober drei Automaten Ziel von Kriminellen. Im gesamten Jahr 2023 waren es 12 Fälle gewesen.

In Rheinland-Pfalz meldeten die Sicherheitsbehörden bis Ende November 21 Fälle im Land – 50 Prozent weniger als im Vorjahr. In Bayern versuchten Kriminelle 22-mal, Bankautomaten zu sprengen. 17-mal gelang es ihnen, Beute zu machen, in 4 Fällen blieb es bei einem Sachschaden. Damit bewegte sich die Zahl der Taten auf dem Niveau des Vorjahrs. In Summe erbeuteten die Täter dem Landeskriminalamt in München zufolge mindestens 1,6 Millionen Euro – und verursachten noch dazu einen Sachschaden von rund 4,2 Millionen Euro.

Nicht alle Länder verzeichneten Rückgänge: In Baden-Württemberg dürften Täter bis Ende des Jahres absehbar etwas häufiger zugeschlagen haben als im Jahr zuvor. Bereits Ende November lag die Zahl der Fälle bei 42, das ist die gesamte Summe des Vorjahres, wie das Innenministerium in Stuttgart mitteilte.

Was sagt die Statistik?

Das Problem war in den vergangenen Jahren immer größer geworden. Nach Angaben des Bundeskriminalamts hatte die Zahl der Automaten-Sprengungen 2022 einen Höchststand seit Beginn der Erhebungen 2005 erreicht. So gab es im vorletzten Jahr bundesweit 496 Geldautomatensprengungen. 2023 verzeichneten die Behörden einen Rückgang: Es gab demnach 461 Fälle. Eine Gesamtzahl für das laufende Jahr liegt noch nicht vor.

Den Rückgang führt das BKA auf eine verbesserte Zusammenarbeit der Polizei im In- und Ausland zurück. Es gab mehrere Festnahmen von mutmaßlichen Automaten-Sprengern. Erst im Oktober berichteten Ermittler von einer internationalen Aktion gegen mutmaßliche Geldautomaten-Sprenger. Zuletzt gab es zudem bundesweit mehrere Prozesse gegen mutmaßliche Täter.

In mehreren Bundesländern gibt es Forderungen nach härteren Strafen. Sachsens Innenminister Armin Schuster forderte, die Mindeststrafe auf fünf Jahre zu erhöhen. Nach einem Gesetzentwurf der Bundesregierung vom Oktober sollen die Ermittlungsbehörden mehr Befugnisse bekommen. So ist vorgesehen, dass bei gewerbs- oder bandenmäßigen Taten künftig auch die Telekommunikation überwacht werden kann. 

Wie hoch ist der Schaden?

Nach Schätzungen der Versicherungsbranche entstand den Banken durch gesprengte Geldautomaten im Vorjahr ein Schaden in Höhe von 95 Millionen Euro. Ein Sprecher des LKA von Sachsen-Anhalt erklärte, neben technischen Geräten wie Schneidbrennern, Winkelschleifern, hydraulischen Spreizern oder Hebelwerkzeugen setzten die Täter auch Gasgemische und Explosivstoffe ein, um die Geldautomaten aufzusprengen.

Zuletzt wurden auch die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt. Experten raten Banken zum Beispiel zu speziellen Einfärbe- oder Klebesystemen. Dabei wird im Falle einer Explosion Bargeld verklebt oder mit Farbe unbrauchbar gemacht. Weil bei solchen Taten auch Menschenleben in Gefahr sind, wurden zum Teil Geldautomaten aus Gebäuden in separate Container verlagert.