Am Tag nach dem verpatzten TV-Duell mit Donald Trump wirkt US-Präsident Joe Biden, 81, wieder energetischer. Er räumt Schwächen ein, will aber weitermachen. Auch Obama unterstützt ihn.
US-Präsident Joe Biden ist nach seinem schwachen Auftritt beim ersten TV-Duell gegen seinen Herausforderer Donald Trump in die Offensive gegangen. „Ich würde nicht wieder antreten, wenn ich nicht mit meinem ganzen Herzen und meiner Seele glauben würde, dass ich diesen Job machen kann“, sagte der 81 Jahre alte Demokrat bei einem Wahlkampfauftritt am Tag nach der Debatte gegen Trump. „Ich bin aus einem Grund hier in North Carolina“, rief er einer jubelnden Menge in Raleigh zu. „Weil ich vorhabe, diesen Staat im November zu gewinnen.“ Wenn das gelinge, werde er auch die Wahl im ganzen Land gewinnen.
Biden bewirbt sich bei der Präsidentenwahl Anfang November um eine zweite Amtszeit. Auch sein Vorgänger, der 78 Jahre alte Trump, will für die Republikaner noch einmal ins Weiße Haus. Bidens Leistung bei dem TV-Duell am Donnerstag in Atlanta führt in der Demokratischen Partei zu wachsendem Zweifel an seiner Eignung als Kandidat. Regelmäßig verhaspelte er sich in der Debatte mit Trump, sprach undeutlich, leise und mit rauer Stimme.TV-Duell Biden Trump krasse Momente 15.00
Skepsis gegen Bidens Kandidatur in der Partei, aber kein offener Widerstand
Zwar stellte sich am Freitag noch kein prominenter Parteikollege aus der ersten Reihe öffentlich gegen Biden. Doch in der Partei zeigten sich viele skeptisch, ob Biden wirklich der richtige Kandidat ist, um gegen Trump zu gewinnen.
Biden versuchte bei dem ersten großen öffentlichen Auftritt nach dem Debatten-Debakel die Kritiker zu beruhigen. „Ich weiß, ich bin kein junger Mann, um das Offensichtliche zu sagen“, sagte er in Raleigh. „Ich laufe nicht mehr so einfach wie früher, ich spreche nicht mehr so glatt wie früher. Ich debattiere nicht mehr so gut wie früher.“PAID Nach TV-Duell: Muss Biden gehen? 15.00
Trump habe „die Moral eines Straßenköters“
Aber, ergänzte Biden, dafür wisse er, wie man die Wahrheit sage. „Ich verbrachte 90 Minuten auf der Bühne und debattierte mit einem Typen, der die Moral eines Straßenköters hat“, sagte Biden über das TV-Duell mit Trump vom Vorabend.
Biden wirkte bei dem Wahlkampfauftritt deutlich fitter als während der TV-Debatte am Vorabend. Anders als im Fernsehstudio während des Schlagabtauschs las Biden aber vom Teleprompter ab. Seine Stimme klang außerdem weniger rau und er war auch nicht so leise. Biden hatte nach der TV-Debatte gesagt, dass er Halsschmerzen habe.
Das Alter des US-Präsidenten ist schon seit Langem immer wieder Thema im Wahlkampf. Zwar ist Trump nur rund drei Jahre jünger. Bidens Versprecher und sein starrer Gang sorgen allerdings regelmäßig für Schlagzeilen und werfen die Frage auf, ob er wirklich noch vier weitere Jahre im Weißen Haus regieren könnte.
Obama unterstützt Biden
Bidens Versagen bei der Debatte brachte viele Demokraten in Erklärungsnot – und schürte öffentliche Debatte über Alternativen. Dem Gouverneur des US-Bundesstaats Kalifornien, Gavin Newsom, zum Beispiel, werden Präsidentschaftsambitionen nachgesagt. Doch Newsom stellte sich öffentlich hinter Biden. „Ich werde Präsident Biden nie den Rücken kehren“, sagte er. Die unpopuläre Vize-Präsidentin Kamala Harris wurde in einem TV-Interview wegen Bidens Performance gegrillt – und gestand schließlich ein, dass ihr Chef einen „holprigen Start“ gehabt habe.
Auch der ehemalige US-Präsident Barack Obama meldete sich zu Wort: Schlechte Debatten könnten passieren, schrieb Obama auf X, vormals Twitter. In Anspielung auf sein eigenes schlechtes Abschneiden in der ersten Debatte seiner Wiederwahlkampagne im Jahr 2012 fuhr Obama fort: „Glauben Sie mir, ich weiß es. Aber diese Wahl ist immer noch eine Wahl zwischen jemandem, der sein ganzes Leben lang für die einfachen Leute gekämpft hat, und jemandem, der sich nur um sich selbst kümmert.“ Daran habe der vergangene Abend nichts geändert.